Nach Hetz-Anzeige von Dachdecker in Amtsblatt: Neonazis ziehen durch Sebnitz

Sebnitz - Vor rund einer Woche schockierte der Sebnitzer Dachdecker Ronney W. (60) bundesweit: Am Wochenende seines 60. Geburtstags wurde eine zutiefst rassistische Anzeige, die der Handwerker im Amtsblatt abdrucken ließ, bekannt. Seitdem ermittelt die Polizei wegen Volksverhetzung gegen ihn, Verbände distanzierten sich. Doch in Sachsen finden sich auch Leute, die da nichts Falsches sehen: Einem Aufruf des Neonazis Max Schreiber (35) folgten am Montag Hunderte in die Kleinstadt.

Um 18 Uhr startete die rechtsextreme Kundgebung auf dem Sebnitzer Marktplatz.  © Eric Hofmann

Sachsenweit hatte die Neonazi-Szene seit Ostern nach Sebnitz mobilisiert: Und so fanden sich am Montag ab 18 Uhr Demonstranten aus Dresden, Heidenau, Döbeln, aber auch Sebnitz selbst auf dem Marktplatz ein.

In der Auftaktrede meinte Schreiber, dass wenn er selbst als Unternehmer keine schwarzen Mitarbeiter haben wolle, das auch so schreiben dürfe. Nach ihm sprach der Zwönitzer Rechtsextremist Wolfgang Schmidl ("Freie Sachsen").

Danach zogen die rund 500 Demonstranten durch die Stadt. Während aus dem Lautsprecher-Wagen größtenteils Balladen der Neonazi-Szene abgespult wurden, stimmten die "Jungen Nationalisten" (JN) ab und an Parolen an, die allerdings fast nur im eigenen Block auf Echo stießen.

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Eine halbe Stunde später war die Demonstration wieder auf dem Marktplatz. Dort hatte auch eine von "Hope. Fight Racism" angezeigte Kundgebung mit rund 25 Teilnehmern gewartet.

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Mit Lautsprecher-Wagen zogen die Demo-Teilnehmer durch die Stadt.  © Eric Hofmann
Rund 25 Gegenprotestler von "Hope. Fight Racism" waren vor Ort.  © Eric Hofmann

Teilnehmer hatte Ziffernfolge "1488" sichtbar tätowiert

Neonazi Max Schreiber (35, l.) führte den Marsch an.  © Eric Hofmann

19.12 Uhr beendete Schreiber die Kundgebung. Laut Polizei kam es zu keinen Auseinandersetzungen.

Allerdings werden zwei T-Shirts geprüft, ob sie mit einer strafbaren Parole bedruckt waren. Nach TAG24-Informationen stand dort aber "Alle für Deutschland", wobei das D mit einem Dynamo-Symbol getauscht wurde.

Im Gegensatz zur SA-Losung "Alles für Deutschland" dürfte dies nicht strafbar sein.

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Ein weiterer Teilnehmer hatte die Ziffernfolge "1488" sichtbar tätowiert. Auch hier prüft die Polizei, ob sie Ermittlungen einleitet. In der Neonazi-Szene steht die "14" für die "vierzehn Wörter" ("Fourteen Words"), eine Parole des US-Terroristen David Lane (†68). Die "88" steht für "Heil Hitler".

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