"Hamburg steht auf"-Demo abgebrochen, Tausende belagern Rathaus
Hamburg - Bis zu 130.000 Hamburger und Hamburgerinnen sollen laut Veranstalter am Freitagnachmittag zur Demonstration "Hamburg steht auf" gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke und für die Demokratie an den Jungfernstieg gekommen sein. Die Kundgebung musste gegen 16.40 Uhr aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden.
Zu den Rednerinnen der Kundgebung waren unter anderem Bischöfin Kirsten Fehrs (62), amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland, sowie Carola Veit (50, SPD), Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft angekündigt werden.
Die Botschaft war klar: Hamburg lässt sich seine politische, ethnische, kulturelle und religiösen Vielfalt nicht nehmen und setzt ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke, zu denen unter anderem Mitglieder der AfD und der Werteunion gehören, wie jetzt bekannt wurde.
Zur Demo aufgerufen hatten die Gewerkschaften DGB, ver.di, GEW, GdP, IG Metall, IG BCE, IG BAU, NGG und EVG sowie Fridays for Future, Religionsgemeinschaften, Kulturschaffende, Wirtschaftsverbände und weitere Vereine.
Am Freitag wurden auch zahlreiche Prominente wie Udo Lindenberg (77) erwartet, der seine Fans zuvor via Instagram zur Teilnahme aufgerufen hatte. Musikalisch wurde die Veranstaltung auch von der Band "Meute" und dem Sänger Stefan Gwildis (65) unterstützt.
TAG24 berichtet hier im Ticker:
Update, 18.32 Uhr: Offizielle Teilnehmerzahl noch unklar
Der DGB löschte inzwischen einen Post beim Kurznachrichtendienst X, in dem von 160.000 Teilnehmenden die Rede gewesen war.
Vor Ort sprachen die Veranstaltenden zuletzt von rund 130.000 Menschen. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl dagegen nur auf rund 50.000. Ein offizielles Statement steht aber noch aus.
Update, 18.08 Uhr: Versammlung vor Rathaus löst sich langsam auf
Nach den Durchsagen und persönlichen Ansprachen der Polizei verließen immer mehr Menschen am Abend die Bannmeile vor dem Hamburger Rathaus.
In einigen Fällen nahmen die Einsatzkräfte Personalien auf.
Update, 17.38 Uhr: Weiter Sprechchöre vor Hamburger Rathaus
Auch rund eine Stunde nach Abbruch der angemeldeten Kundgebung standen am frühen Freitagabend noch weiterhin zahlreiche Menschen in der Bannmeile um das Hamburger Rathaus.
Sie skandierten unter anderem: "Ganz Hamburg hasst die AfD!" oder "Nazis raus!". Rund 50 Einsatzkräfte der Polizei versuchten derweil, die eingerichteten Absperrungen zu sichern.
Hinzu kamen Durchsagen, dass der Rathausmarkt geräumt werden solle. Es handle sich hierbei um eine nicht genehmigte Versammlung. Die Ansagen trafen bislang aber nur auf wenig Reaktionen.
Update, 16.59 Uhr: Tausende Menschen belagern Rathaus
Nach TAG24-Informationen zogen nach Auflösung der Kundgebung am Jungfernstieg Tausende Menschen in Richtung Rathaus und ignorierten die Absperrungen, die die Polizei eingerichtet hatte.
Die Menge wurde per Lautsprecher immer wieder dazu aufgefordert, den Ort zu umgehen. Dort tagte am Nachmittag die AfD und hatte damit verhindert, dass die Veranstaltung auf dem Rathausmarkt stattfinden konnte.
Update, 16.44 Uhr: Veranstalter zählten bis zu 160.000 Menschen
Derweil bedankte sich der DGB bei bis zu 160.000 Menschen, die in Hamburg auf die Straße gegangen seien.
"Ihr seid so krass!", hieß es in einem Beitrag beim Kurznachrichtendienst X.
Update, 16.38 Uhr: Kundgebung muss abgebrochen werden
Die Kundgebung "Hamburg steht auf" musste am Nachmittag abgebrochen werden. Auf einmal sprachen die Veranstaltenden von bis zu 160.000 Menschen vor Ort.
Damit sei die Sicherheit aller nicht mehr gewährleistet, hieß es. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei kämen nicht mehr durch die Menge hindurch. Es wurde dazu aufgerufen, den Veranstaltungsort langsam zu verlassen.
Weitere eigentlich noch geplante Redebeiträge und Auftritte angekündigter Bands, etwa von "Kettcar", mussten ebenfalls abgesagt werden.
Update, 16.12 Uhr: Polizei meldet erste Kollaps-Fälle
Laut Polizei kollabierten bereits einige Menschen innerhalb der Menge. Die Veranstaltenden baten die Teilnehmenden daher darum, nicht näher an die Bühne heranzukommen und aufeinander Acht zu geben.
"So voll. Mann kann sich nicht mal umdrehen. Danke Hamburg", meldete sich derweil auch Moderator Tobias Schlegl (46) mitten aus der Menge am Jungfernstieg.
Update, 16.06 Uhr: Veranstalter sprechen von 60.000 Menschen
Die Veranstaltenden sprachen am Nachmittag bereits von 60.000 Menschen, die an den Jungfernstieg gekommen seien.
Immer wieder hallten dazu Sprechchöre mit den Worten "Wir sind mehr" durch die Reihen. Zuvor hatte man mit nur rund 10.000 Teilnehmenden gerechnet, dann war von 35.000 die Rede gewesen. Viele Menschen hatten es wegen überfüllter Bahnen nicht rechtzeitig zum Start der Kundgebungen geschafft.
Update, 15.51 Uhr: Peter Tschentscher appelliert: "Nie wieder!"
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD) appellierte in seiner Rede, "der AfD, den Rechtsextremen und Demokratiefeinden in unserem Land" eine klare Botschaft zu senden. "Und diese Botschaft lautet: nie wieder!"
Nun sei es besonders wichtig, nicht nur im Politischen, sondern auch im Privaten Haltung zu zeigen. "Schon das Wort 'Remigration' ist eine empörende Verharmlosung und Täuschung", so der Bürgermeister weiter.
Das Wort "Remigration" wurde gerade erst zum "Unwort" des Jahres 2023 gewählt. Doch Tschentscher betonte: "Das Wort ist kein Unwort, sondern eine rechtsradikale Provokation."
Es sei ermutigend zu sehen, wie viele Menschen zu der heutigen Kundgebung gekommen seien. Dennoch sprach Tschentscher auch von "der vielleicht schwierigsten politischen Phase unseres Landes nach dem Zweiten Weltkrieg".
Update, 15.47 Uhr: "Fridays for Future" ruft zu weiterer Demonstration auf
Klimaaktivist:innen von Fridays for Future haben bereits zu einer weiteren Demonstration gegen die AfD und Rechtsextremismus in Hamburg aufgerufen.
Sie soll am Sonntag in einer Woche unter dem Motto "Für Vielfalt und unsere Demokratie - Hamburg steht zusammen gegen die AfD" stehen.
Update, 15.42 Uhr: Erste Reden auf der Bühne am Jungfernstieg
Als erste Rednerin trat die Hamburger DGB-Vorsitzende Tanja Chawla (48) auf die Bühne.
Sie sich als Person mit Migrationshintergrund bei den zahlreichen Teilnehmer:innen für ihr Erscheinen, und beendete ihre Rede mit den Worten: "Alle gegen den Faschismus!"
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (57, SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (46, Grüne) sind bereits vor Ort. Sie positionierten sich hinter einem Banner mit der Aufschrift: "Hamburg steht auf".
Update, 15.15 Uhr: Band "Meute" will Zeichen gegen AfD setzen
Schon vor dem eigentlichen Start der Demonstration trat die Band "Meute" vor der Bühne an der Europapassage auf.
Im Gespräch mit TAG24 hatte Drummer Timon Fenner zudem erklärt: "Wir wollen ein Zeichen gegen die AfD setzen und gegenüber rechtem Gedankengut und rechter Ideologien, weil wir das nicht nachvollziehen können." Und weiter: "Wir stehen für eine weltoffene, tolerante Gesellschaft."
Update, 15.07 Uhr: U-Bahnen in Richtung Innenstadt überfüllt
Nach TAG24-Informationen kam es aufgrund überfüllter Bahnen zu Wartezeiten für viele Demonstrant:innen, die sich gegen 15 Uhr auf den Weg in die Innenstadt gemacht hatten. So etwa an der Kellinghusenstraße.
Die Hamburger Hochbahn hatte im Vorfeld darum gebeten, für die Anfahrt möglichst U- und S-Bahnen zu nutzen.
Update, 15 Uhr: Erste Teilnehmer versammeln sich am Jungfernstieg
Bereits gegen 15 Uhr versammelten sich erste Demonstrant:innen am Ballindamm vor der Europapassage.
Dabei hielten sie Transparente und Schilder mit Aufschriften wie "AfD wählen ist so 1933" oder "Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim Nazi ist das andersrum" in die Höhe.
Auf der Bühne wird unter anderem Bürgermeister Peter Tschentscher (57) erwartet.
Update, 14.16 Uhr: Hamburger Band "Kettcar" hofft auf große Teilnahme
"Kettcar"-Sänger Reimer Bustorff (52) sagte im Vorfeld gegenüber TAG24, dass er auf noch deutlich mehr als die zunächst angekündigten Teilnehmer:innen hoffe. Die Demo sei "absolut richtig".
"Hamburg, Schuhe an und los jetzt: Wir treffen uns ab 15.30 Uhr am Jungfernstieg. Wir spielen auch ein paar Songs", hatte die Band am Freitag außerdem auf ihrem Instagram-Account erklärt.
Update 14 Uhr: FC St. Pauli und viele weitere rufen zur Teilnahme auf
Wie der FC St. Pauli auf X mitteilte, schließt der Verein seine Fanshops auf der Reeperbahn und am Millerntor am Freitag bereits um 15 Uhr, um geschlossen an der Demonstration teilzunehmen.
Neben dem Kiez-Fußballverein rufen auch diverse weitere Unternehmen und Institutionen öffentlich zur Teilnahme an der Demonstration am Nachmittag auf.
Update 13.23 Uhr: Schutzzone für Kinder und Familien soll eingerichtet werden
Damit auch wirklich jeder am Nachmittag mit demonstrieren kann, wird nach Angaben der Veranstalter für Familien und Kinder eine eigene Schutzzone auf dem Ballindamm zwischen Alstertor und Kunsthalle eingerichtet.
Dort soll es weniger laut und voll sein.
Update 12.46 Uhr: Jungfernstieg bereits gesperrt
Nach Angaben der Veranstalter ist der Bereich rund um den Jungfernstieg bereits seit den Mittagsstunden für den Verkehr gesperrt.
Auch die Hamburger Hochbahn teilte mit, dass ihr Busverkehr "Platz für die Demo" mache und bittet deswegen auf U- und S-Bahnen umzusteigen.
Update 12 Uhr: 10.000 Teilnehmer erwartet
Ursprünglich hatten die Veranstalter 4000 Teilnehmer angemeldet, aber aufgrund der "wahnsinnig großen Resonanz" wurde die Zahl schnell nach oben korrigiert.
Am heutigen Freitag wurde die Zahl dann nochmal auf 10.000 korrigiert, so eine Sprecherin der DGB gegenüber TAG24.
Titelfoto: Oliver Wunder/TAG24