Demo in Dresden: Angriff auf SPD-Politiker "erinnert an dunkelste Zeiten unserer Geschichte"
Dresden - Spontan wurde für den heutigen Sonntagnachmittag eine Demonstration in Dresden organisiert. Mehr als 3000 Leute folgten dem Aufruf.
Am Pohlandplatz im Stadtteil Striesen ging es um 17 Uhr unter dem Motto "Aufstehen und Demokratie verteidigen" los.
"Niemand sollte um seine Sicherheit fürchten müssen, weil man sich politisch engagiert oder in einer Partei aktiv ist", teilten die Organisatoren im Vorfeld mit. Laut ihrer ersten Schätzung kamen 3000 Menschen an den Ort. Die Polizei sprach indes von etwa 2000 Teilnehmern.
Sie nehmen mit dem riesigen Protest Bezug auf den jüngsten Vorfall im Kommunal- und Europawahlkampf. Der SPD-Politiker Matthias Ecke (41) wurde am Pohlandplatz von einem Quartett übel verprügelt. Dieselbe Gruppe attackierte wohl auch andere Wahlkampfhelfer in der Nähe.
Wie SPD-Sachsen-Generalsekretär Henning Homann (44) am Nachmittag erklärte, leide Ecke unter einem Bruch der Augenhöhle, einem Jochbeinbruch sowie einigen Schnittverletzungen. Es gehe ihm "den Umständen entsprechend gut".
Innenminister Armin Schuster verspricht, dass Täter bestraft werden
"Ich sage es ihnen ganz offen, auch wenn das hier wie ein SPD- oder 'Bündnis 90/Die Grünen'-Parteitag aussieht", sagte Innenminister Armin Schuster (62, CDU) auf der Bühne: "Ich fühle mich hier richtig." Der Politiker versprach, dass alle Täter bestraft werden würden.
Für die Grünen waren Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (58), Kulturministerin Claudia Roth (68) und die Europaabgeordnete Anna Cavazzini (41) vor Ort. Im Publikum war der Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maizière (70, CDU).
Für die SPD sprach auf der Bühne Bundes-Chefin Saskia Esken (62). "Die tragen eine Mitverantwortung", so die Politikerin über die AfD. "Was wir hier erleben, was Matthias Ecke erleben musste, das erinnert an dunkelste Zeiten unserer Geschichte."
Dass der Angriff schockierend, aber nicht überraschend sei, schilderte Andrea Hübler (43) von der Opferberatung.
"Wir überlegen jetzt weniger, welche Routen wir machen, sonder zu wievielt", schildert Linken-Chefin Susanne Schaper (46) das Klima. "Unsere Ehrenamtlichen können wir überhaupt nicht so gut schützen!"
Aufgrund des großen Protests konnten die Straßenbahnlinien 4, 6, 10 und 12 der DVB nicht wie gewohnt fahren. Sie wurden durch Busse ersetzt. Dabei kam es zu Verspätungen. Auch für Autofahrer ging an der großen Kreuzung für die Dauer der Veranstaltung gar nichts.
Gegen 18.30 Uhr wurde die Demonstration beendet.
Erstmeldung von 18 Uhr, aktualisiert um 20.33 Uhr.
Titelfoto: Eric Münch