Großdemo in Dresden: Tausende setzen ein Zeichen gegen Rechts

Dresden - Zwei Großdemos waren für Sonnabendnachmittag angekündigt: Eine gegen, die andere mit Rechtsextremisten. Viele Teilnehmer lockte jedoch nur eine davon in die Innenstadt.

Mehrere tausend Teilnehmer folgten dem Motto "Wir sind die Brandmauer" und kamen am Theaterplatz zu einer Groß-Demo zusammen.
Mehrere tausend Teilnehmer folgten dem Motto "Wir sind die Brandmauer" und kamen am Theaterplatz zu einer Groß-Demo zusammen.  © Eric Hofmann

Schon vor 15 Uhr begann sich der Theaterplatz zu füllen: Über 200 Organisationen und Gruppen hatten unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" zu einer Großdemo aufgerufen.

Mehrere tausend Teilnehmer folgten dem Aufruf, nach Veranstalterangaben sollen es 8000 gewesen sein.

Den ersten Redebeitrag hielt dort Casimir Eule, Chefdramaturg der Semperoper und verwehrte sich gegen die Vereinnahmung des Theaterplatzes durch Rechtsextremisten: "Denn dieser Platz ist geprägt vom Geist Europas, angefangen von der italienischen Barockkirche, Sempers Vollendung des Zwingers und natürlich der Semperoper selbst", sagt er.

Casimir Eule, Chefdramaturg der Semperoper, verwehrte sich gegen die Vereinnahmung des Theaterplatzes durch Rchtsextremisten.
Casimir Eule, Chefdramaturg der Semperoper, verwehrte sich gegen die Vereinnahmung des Theaterplatzes durch Rchtsextremisten.  © Eric Hofmann
Sebastian Krumbiegel (58) sorgte bei der Groß-Demo für musikalische Untermalung.
Sebastian Krumbiegel (58) sorgte bei der Groß-Demo für musikalische Untermalung.  © Eric Hofmann
Nach einiger Zeit setzte sich die Demo vom Theaterplatz aus in Bewegung.
Nach einiger Zeit setzte sich die Demo vom Theaterplatz aus in Bewegung.  © Eric Hofmann

Gefolgt wurde die Rede von der Musik des "Prinzen"-Frontmanns Sebastian Krumbiegels (58).

Für den Breitensport trat Frank Elsner, Vizepräsident des SV Motor Mickten, auf die Bühne:

"Wir sind ein Verein für alle Altersgruppen und alle Geschlechter, für gesunde und kranke Menschen und für Menschen aus allen Teilen dieser Welt", so der Vereinsvorstand.

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Demonstrationen Nach Assad-Sturz: Tausende Menschen feiern in NRW-Städten auf den Straßen

"Und dazu stehen wir! Wir fördern aktiv Integration, Inklusion, Bildung und Ehrenamt und Freiwilligendienste."

Über die Probleme mit Rechtsextremisten sprach eine Aktivistin von "Zittau bleibt bunt": "Sie wissen, wenn du dich politisch engagierst, sie wissen, wo du arbeitest, wo du wohnst, in welche Schule du gehst oder mit welchem Schulbus du fährst", sagt Dorothea Schneider (37) und berichtet von Neonazi-Auto-Patrouillen in der Stadt.

Nach einem Musikbeitrag von "Shelter Boy" setzten sie schließlich in Bewegung, zogen eine Runde über Augustus- und Carolabrücke.

Frank Elsner, Vizepräsident des SV Motor Mickten, verwies auf die demokratische Position des Breitensports.
Frank Elsner, Vizepräsident des SV Motor Mickten, verwies auf die demokratische Position des Breitensports.  © Eric Hofmann

Hunderte Teilnehmer bei "Querdenker"-Demo auf dem Dresdner Neumarkt

Rund 500 Demonstraten kamen zu einer"Querdenken"-Demo zusammen. Deren Demo-Zug lief bis in die Neustadt.
Rund 500 Demonstraten kamen zu einer"Querdenken"-Demo zusammen. Deren Demo-Zug lief bis in die Neustadt.  © Eric Hofmann

Während sich die Demo vom Theaterplatz aus in Bewegung setzte, sammelten sich auf dem Neumarkt Rechtsextremisten, Reichsbürger und Sympathisanten des "Querdenken"-Spektrums:

Über Monate hinweg hatte der einstige Dresdner "Querdenken" Kopf Marcus Fuchs (40) hier zu einer bundesweiten Großdemo mobilisiert: Tatsächlich reisten Teilnehmer unter anderem aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Thüringen an.

Trotzdem waren es nur knapp über 500 Demonstranten.

Im vergangenen Jahr konnte Fuchs hier noch über 2000 Demonstranten mobilisieren.

Diesmal bekamen sie von Heiko Schöning zu hören, wie sich die BILD-Zeitung, die CIA, die Bilderberger und Bill Gates (68) zu einem Angriff auf das Mikrobiom verschworen hätten.

Kurz nach 16.30 Uhr zogen auch die Neumarkt-Demonstranten durch die Stadt, liefen über die Wilsdruffer Straße bis zur Albertbrücke, dort in die Neustadt und an der Staatskanzlei wieder über die Carolabrücke zurück.

Die Querdenken-Demo zog es über die Albertbrücke in die Neustadt und wieder zurück in die Innenstadt.
Die Querdenken-Demo zog es über die Albertbrücke in die Neustadt und wieder zurück in die Innenstadt.  © Eric Hofmann

Demo in Dresden: Polizei unterbindet Blockadeversuch

Damit sich Demo-Teilnehmer und "Querdenker" nicht in die Quere kommen, waren rund 270 Beamte vor Ort.
Damit sich Demo-Teilnehmer und "Querdenker" nicht in die Quere kommen, waren rund 270 Beamte vor Ort.  © Eric Hofmann

Begleitet wurde die Demo auf einer rollenden Bühne vom "Freie Sachsen"-nahen Liedermacher Jan "Yann Song-King" W. und rund 25 Gegendemonstranten, die dem Zug hinterherliefen.

Auch vor der Synagoge hatte sich eine Gruppe postiert, um gegen den Aufzug zu protestieren.

Kurz bevor die Demo wieder am Neumarkt angekommen war, gab es einen Blockadeversuch.

Diesen verhinderte die Polizei jedoch. Auch die Brandmauer-Demonstranten waren wieder zurück am Theaterplatz:

Hier gab es vor dem Ende nochmal Musik der Dresdner Rap-Kombo "01099".

Wegen eines medizinischen Notfalls im Publikum verzichteten die Rapper auf ihr letztes Lied, suchten stattdessen nach kreativen Sprüchen auf Demoschildern.

18.24 Uhr wurde die Kundgebung hier offiziell beendet.

Auf dem Neumarkt ging es weiter: Der Rechtsextremist Wolfgang Schmidl aus Zwönitz drohte in einem "Grußwort" von der Bühne, die "Bande aus Berlin" der "Roten Armee" auszuliefern.

Polizei mit mehr als 270 Beamten im Einsatz

Anselm Lenz (44), Herausgeber des "Demokratischen Widerstands" wiederum irritierte das Publikum durch seine in großen Teilen französischsprachige Rede. Als Überraschungsgast sprach Sabrina Kollmorgen von der verschwörungsmytischen Partei "Die Basis":

Sie rief dort zu Solidarität mit einem Arzt auf, der derzeit in Untersuchungshaft sitzt, weil er ohne Diagnose 291 Mal Drogen, teilweise über WhatsApp-Bestellung, verschrieben haben soll.

Die Kundgebung endete mit dem Singen der Sachsen-Hymne um 19.44 Uhr. Die Polizei sicherte alle Versammlungen mit 276 Beamten ab, musste eine Anzeige wegen Körperverletzung und eine wegen Beleidigung aufnehmen.

Titelfoto: Eric Hofmann

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