CSD in Dresden: Viele Demos, keine Ausschreitungen, aber eine "Krankheit"-Entgleisung
Dresden - Im 31. Jahr fand in Dresden am heutigen Samstag der "Christopher Street Day" (CSD) statt: Was 1994 mit gerade mal hundert Teilnehmern begann, lockte 2024 Tausende auf die Straße. Doch diesmal gab es auch erstmals eine größere angezeigte Gegenkundgebung aus dem Neonazi-Spektrum.
Offiziell sollte der Demozug des CSD erst gegen 12 Uhr am Altmarkt starten, aber das Geschehen konzentrierte sich schon zwei Stunden eher auf den Wiener Platz. Die Nachwuchsorganisation der rechtsextremen NPD "Junge Nationalisten", die sich im Großraum Dresden "Elbland Revolte" nennt, hatte dazu aufgerufen sich dort zu treffen, angezeigt war eine Kundgebung aber nur um 12 Uhr an der Wilsdruffer Straße.
Damit anreisende CSD-Teilnehmer nicht auf die Neonazis treffen, hatte die Gruppe "Queerpride" ebenfalls am Wiener Platz eine Gegen- und Anreisekundgebung angezeigt.
So war schon am Vormittag ein Großaufgebot der Polizei vor Ort, um mögliche Konfrontationen zu vermeiden.
Für die Ermittler traf sich der unangezeigte Treffpunkt der "Elbland Revolte" ganz gut, denn gegen die Gruppe läuft ein Verfahren, da deren Mitglieder am 15. April Teilnehmer des Festes "Happy Monday" in einem Zug angegriffen haben sollten.
Und so landeten alle Teilnehmer des rechten Treffens erstmal bei der Polizei und mussten ihre Personalien abgeben.
"Im Zuge der Gefahrenabwehr sowie eines bereits bestehenden Ermittlungsverfahrens gegen die Gruppierung 'Elbland Revolte' setzten die Einsatzbeamten die Personen fest und führte insgesamt 89 Identitätsfeststellungen durch", so Polizeisprecher Marko Laske (49).
"Weiterhin erhielten die Frauen und Männer Gefährderansprachen. Nach den polizeilichen Maßnahmen behielten die Einsatzkräfte die Personen weiter im Blick." Lediglich Neonazi Max Schreiber (37, "Freie Sachsen") konnte mit seinem gekauften Presseausweis die Maßnahme verlassen.
CSD-Gegenprotest-Anmelder: Homosexualität "ist eine Krankheit"
So kam es, dass der CSD am Mittag auf dem Altmarkt startete, die Fläche der Gegendemo aber leer blieb. Die Veranstalter sprachen von 10.000 Teilnehmern, die anschließend über Dr.-Külz-Ring sowie Carolabrücke in die Neustadt und von der dort über Augustusbrücke und Terrassenufer wieder zurück auf den Altmarkt zogen.
Zwischendurch fanden einige Zwischenkundgebungen statt, unter anderem mit SPD-General-Sekretär Kevin Kühnert (34).
Der zuerst angekündigte Dauerregen bleib aus, teilweise gab es sogar Sonnenschein über den Regenbogen-Fahnen.
Zwischenzeitlich konnten auch die Neonazis das Polizeirevier verlassen, starteten kurz vor 15 Uhr ihre Kundgebung an der Wilsdruffer Straße. Schon kurz darauf zog die Polizei einen Teilnehmer heraus: Der Deutsche (22) trug eine verbotene Sig-Rune sowie einen leicht abgewandelten Totenkopf der SS als Tätowierung. Er hat nun ein Verfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen am Hals.
Die Kundgebung selbst wurde vom wieder zurückkehrenden CSD kaum bemerkt, da dieser weit entfernt abbog. Versammlungsleiter Finley P. ließ sich gegenüber der Presse vor Ort über Homosexualität aus: "Für mich ist das eine Krankheit", meint er, will damit aber nicht für die gesamte Gruppe sprechen.
Abreisende CSD-Teilnehmer, die hier vorbeikamen, wurden bepöbelt.
Als gegen 16.27 Uhr ein Platzregen einsetze zog sich die Gruppe erst unter ein Vordach zurück, lief dann geschlossen zum Hauptbahnhof. Finley P. ermahnte die Teilnehmer auf der Heimreise "keine Scheiße zu bauen", da die Polizei von vielen nun die Ausweise habe.
Währenddessen sprach auf dem CSD selbst Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU). Die Kundgebung endete ohne Zwischenfälle.
Titelfoto: Montage: dpa/Daniel Schäfer, Eric Hofmann (2)