Demo-Tag in Dresden: Wenige Rechte treffen auf Tausende Gegendemonstranten
Dresden - Schon vor dem Mittag ging in der östlichen Innenstadt Dresdens nichts mehr: 1800 Polizisten hatten die Straßen dort weitgehend für einen sogenannten Trauermarsch der Neonazi-Szene abgeriegelt. Trotzdem konnte dieser nur eine abgekürzte Runde laufen.
Für 13 Uhr hatte der Rechtsextremist Lutz Giesen (49) hinter dem Hauptbahnhof zur Demo aufgerufen. Laut Polizei folgten ihm knapp 1000 Teilnehmer dem Aufruf. Doch nur mit Verspätung konnte der Aufzug starten, da sich einige Teilnehmer noch Polizeikontrollen unterziehen mussten.
Auf der Gegenseite gab es da schon die ersten Maßnahmen. Gegen 13.15 Uhr versuchten rund 150 Teilnehmer über die Hochschulstraße eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen und auf die Aufzugstrecke zu gelangen.
Sie wurden von der Polizei eingekesselt, 90 Identitäten wurden festgestellt. Wegen Landfriedensbruch, Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz erstattete die Polizei zehn Anzeigen.
Eine Stunde später setzte sich der Neonazi-Zug über die Strehlener Straße in Bewegung, lief über die Wiener auf die St. Petersburger Straße, traf ab dort immer wieder auf Protest.
Die Demostrecke war jedoch weitgehend abgegittert, sodass die Lager nicht aufeinandertrafen.
Polizeipräsident Lutz Rodig mit dem Einsatzgeschehen zufrieden
Über den Georgplatz lief die Demonstration über die Parkstraße, bog allerdings wegen zu starken Gegenprotests am Lennéplatz bereits wieder in die Gret-Palucca-Straße ein und lief zurück zum Hauptbahnhof. Unter lautstarkem Protest fand hier die Abschlusskundgebung statt.
Insgesamt protestierten laut Polizei 5000 Demonstranten gegen den Neonaziaufmarsch.
Gegen die Rechtsextremen erstattete die Polizei insgesamt neun Anzeigen wegen verbotener Symbole, Verstößen gegen das Waffen- und Versammlungsgesetz.
Dresdens Polizeipräsident zeigte sich zufrieden: "Die Dresdner Polizei schaut auf einen herausfordernden und dynamischen Einsatztag zurück", so Lutz Rodig (60).
"Dennoch ist es den Einsatzkräften gelungen, sowohl das Recht der Versammlungsfreiheit als auch einen Gegenprotest in Hör- und Sichtweite zu garantieren."
Erstmeldung von 14.21 Uhr, zuletzt aktualisiert um 18.56 Uhr.
Titelfoto: Norbert Neumann