Demo gegen geplante Flüchtlingsunterkunft in Südthüringen: Plötzlich eskaliert die Lage
Schleusingen - In Schleusingen (Landkreis Hildburghausen) wurde zum wiederholten Male gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft demonstriert. Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich an der Demo. Bei einer Rede auf dem Markt kam es zu Rangeleien.
Getrommel und Geschrei - Schleusingen, ein kleiner, idyllischer Ort in Südthüringen, kommt nicht zur Ruhe. Auch am Mittwoch demonstrierten zum wiederholten Male mehrere Hundert Menschen gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft - das ehemalige Krankenhaus in Schleusingen wird als Belegung für Flüchtlinge in Erwägung gezogen.
Laut Polizeiangaben setzten sich gegen 19 Uhr circa 520 Teilnehmer über die Bertholdstraße in Bewegung. Die Abschlusskundgebung auf dem Markt endete gegen 20 Uhr. Auch Neonazi Tommy Frenck, der in Kloster-Veßra (Landkreis Hildburghausen) eine Gaststätte sowie einen Versandhandel für Neonazi-Bekleidung betreibt, beteiligte sich an dem Zug gegen die Flüchtlingsunterkunft.
Nachdem die Versammlung auf dem Markt für beendet erklärt wurde, musste eine Person vom Versammlungsleiter mehrfach aufgefordert werden, seine Rede zu beenden. Wie die Polizei am späten Mittwochabend mitteilte, enthielt diese rechtspopulistische Inhalte.
Der Redner widersetzte sich der Aufforderung jedoch. Den Angaben nach kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Versammlungsleiter. Die Polizei musste eingreifen.
Ermittlungen gegen Rechtsextremist
Laut übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich bei dem Redner um den Rechtsextremisten Axel Schlimper. Die Polizei ermittelt gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz sowie wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, heißt es nach Angaben vom MDR.
Nach diesem Vorfall forderte die Polizei die restlichen Versammlungsteilnehmer mehrfach zum Verlassen des Marktes auf, erklärten die Beamten. Schließlich kamen die Teilnehmer den Aufforderungen nach.
Erneut fand auch eine - zahlenmäßig kleinere - Gegendemo statt. Dem Aufruf der angemeldeten Gegenversammlung des Bündnisses für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra folgten laut Polizeiangaben circa 50 Personen.
Diese Versammlung blieb den Angaben nach "ohne Vorkommnisse". Unter den Gegendemonstranten befand sich auch Thüringens Innenminister Georg Maier (56, SPD).
Wie der MDR berichtete, befanden sich unter den Demonstranten auch zahlreiche Anhänger der rechtsextremen Szene aus Bayern.
Titelfoto: News5/Ittig