Am 20. Todestag: Groß-Demonstrationen geplant - "Oury Jalloh, das war Mord!"
Dessau-Roßlau - Am heutigen Dienstag jährt sich der Todestag von Oury Jalloh (†36) zum 20. Mal. Im Dessauer Stadtgebiet ist deshalb eine große Demonstration geplant.
Am frühen Morgen des 7. Januar 2005 war der aus Sierra Leone geflohene Mann festgenommen und aufs Dessauer Polizeirevier gebracht worden. Wenig später war er gefesselt und auf einer Matratze liegend in seiner Zelle verbrannt und gestorben.
Laut der Behörden soll der 36-Jährige das Feuer eigenständig gelegt haben - wie er an ein Feuerzeug gekommen und dies im gefesselten Zustand geschafft haben soll, ist bis heute unklar.
Aufgrund "offensichtlicher Missstände und Widersprüche im Bereich der Polizeiarbeit" war der Fall mehrmals vor Gericht ausgehandelt worden, wobei Jallohs Freunde und Verwandte sich immer noch sicher sind: "Oury Jalloh, das war Mord!".
Und das bis heute: In dem Aufruf für die Demo am 7. Januar schreiben die Organisatoren: "20 Jahre Vertuschung der Todesumstände durch Polizei und Justiz, aber auch 20 Jahre unermüdlicher Kampf um Aufklärung und Gerechtigkeit! Und auch wenn die deutsche Justiz es nicht zugeben will: Alle wissen, das war Mord!"
Es wird dazu aufgerufen, sich ab 14 Uhr am Dessauer Hauptbahnhof zu versammeln und dort gemeinsam nicht nur Oury Jalloh, "sondern allen Todesopfern von Polizeigewalt" zu gedenken. Auch in anderen deutschen Städten finden an diesem Tag Demonstrationen unter dem Motto "In Dessau geschehen, in Naumburg vertuscht" statt.
Polizei will Demo in Dessau begleiten
Die Polizeiinspektion Dessau-Roßlau hat angekündigt, die Demo zwischen 13 und 21 Uhr mit unterstützenden Einsatzkräften unter anderem aus Berlin sowie aus den Reihen der Bundes- und Landespolizei zu überwachen.
So werden die Beamten die Demonstrierenden vom Hauptbahnhof bis in die Innenstadt begleiten und auch während der Zwischenkundgebungen an verschiedenen Punkten anwesend sein.
Es wird vor Verkehrseinschränkungen am Bahnhof, in der Kavalierstraße (bis Museumskreuzung), der Askanischen Straße, in der Zerbster Straße sowie am Polizeirevier Dessau-Roßlau gewarnt. Auch die Ein- und Ausfahrt ins Dessau-sowie Rathaus-Center wird erschwert sein.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa