950 Neonazis zogen durch Dresdens Altstadt
Dresden - Sie durften erstmals wieder laufen, doch die Teilnehmerzahl stagniert: Nachdem im vergangenen Jahr nur eine Standkundgebung erlaubt war, zogen Sonntag mit rund 950 Neonazis erneut weniger als die erhofften 1000 durch die Dresdner Innenstadt. Der Grund könnte auch in internen Streitigkeiten liegen.
Jahrelang galt Dresdens NPD-Chef Maik Müller (39) als Gesicht des Neonazi-Aufmarschs. Diesmal fehlte er, die Anmeldung übernahm der "völkische Siedler" der Neonazi-Initiative "Zusammenrücken", Lutz G. (47). Als Ordner fungierte mit Christian F. (39) ein weiterer "Zusammenrücken"-Aktivist. Offenbar keine Zugpferde, denn viele besonders überregionale Szene-Größen fehlten.
In deutlich kleinerer Anzahl war eine Delegation des III. Wegs und der Partei "Die Rechte" dabei. Ausländische Neonazis waren kaum zu erkennen. Als Erfolg können die Neonazis jedoch verbuchen, erstmals wieder durch die Altstadt gezogen zu sein:
Die Demo verlief vom Bahnhof Mitte über die Ostra-Allee, Postplatz, Freiberger und Könneritzstraße wieder zurück. Dabei kreuzte sie zwei symbolische Blockaden.
Immer wieder gab es am Rand des Zuges lautstarken Protest.
Ermittlungen gegen Gegendemonstranten
Für Empörung sorgte ein Transparent Dortmunder Neonazis mit der Aufschrift "Bombenholocaust". "Im vergangenen Jahr wurde das Transparent im Zuge der Gefahrenabwehr eingerollt", so Polizeisprecher Marko Laske (47).
"Die Staatsanwaltschaft hat im Nachhinein keinen Straftatverdacht gesehen. So auch dieses Jahr." Dennoch habe man die Anzeige einer Bürgerin aufgenommen.
Abseits des Demozugs kam es zu vereinzelten Durchbruchsversuchen von Gegendemonstranten - die Polizei setzte am Zwingerteich Pfefferspray ein. Gegen zwei Demonstranten (21, 27) wird wegen Landfriedensbruchs, gegen einen Protestierer (24) wegen Widerstands ermittelt.
Insgesamt blieb der Demotag aber bis zum späten Nachmittag friedlich.
Titelfoto: Peter Schulze