Zwei Jahre Corona-Pandemie in Sachsen: Gibt es auch Gewinner der Krise?
Leipzig - Mitte März 2020 wurde das öffentliche Leben in Sachsen schlagartig heruntergefahren. Theater, Orchester und Museen schlossen, ab 16. März hatten die Schülerinnen und Schüler schulfrei. Auf diesen ersten Lockdown folgten viele weitere Schließungen und Einschränkungen. Aber nicht alle Branchen haben gelitten. Das sind die fünf Gewinner der Pandemie.
Fahrrad-Hersteller
Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Fahrrädern in Deutschland beflügelt. Davon profitiert der sächsische Hersteller Diamant. Ein Ende des Booms ist den Angaben nach nicht abzusehen. "Die Nachfrage ist noch immer höher als vor Corona", sagt Marken-Manager Thomas Eichentopf.
Er sieht einen Trend über die Corona-Zeit hinaus und verweist auf Diskussionen um Nachhaltigkeit und hohe Spritpreise. Dennoch haben Lockdowns, Quarantänen und unterbrochene Lieferketten auch den Fahrradhersteller getroffen und das Wachstum gebremst. "Wir hätten stärker wachsen können", konstatiert Eichentopf.
So sei das Umsatzplus im vergangenen Jahr nur einstellig ausgefallen. Die Zahl der Beschäftigten ist den Angaben nach inzwischen auf 650 gestiegen.
Regionaler Einzelhandel
Viele Läden mussten schließen, Supermärkte jedoch nie. Weil auch Restaurants lange zu waren, wurde mehr zu Hause gekocht. Davon haben auch regionale Einzelhändler wie Konsum Leipzig profitiert.
In beiden Corona-Jahren konnte die 138 Jahre alte Genossenschaft ihren Umsatz kräftig steigern – auf 170,5 Millionen Euro im Jahr 2021 (Vorjahr: 158,5).
Konsum Leipzig betreibt rund 60 Filialen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Hoffnung aufs Glück im Spiel während der Lockdowns
Lotto
Rubbellose, Eurojackpot und der Klassiker "6 aus 49": In den Corona-Jahren hat Sachsenlotto seinen Umsatz ordentlich gesteigert. Allein 2021 gaben Tipper 327 Millionen Euro aus – und damit kaum weniger als im Rekord-Jahr 2020 (328 Millionen Euro).
"Was uns aufgefallen ist in Zeiten des Lockdowns, waren steigende Umsätze", sagte Geschäftsführer Frank Schwarz im Februar. Gerade wenn es wenige Möglichkeiten für Frohsinn gebe, kauften sich die Menschen gerne "die Chance aufs Glück".
Apotheken
Für die Apotheken in Sachsen lief laut Göran Donner, Vizepräsident der Landesapothekerkammer, insbesondere das vergangene Jahr aus wirtschaftlicher Sicht gut. "Allerdings muss man etwas genauer hinsehen", sagte er. "Der Ertragszuwachs stammt im Großen und Ganzen aus Sondereffekten, er betrifft auch nicht alle Apotheken in gleichem Maß."
Der durchschnittliche Gewinn stagniere, wenn man die Einnahmen durch die Abgabe von FFP-2-Masken, die Beteiligung an Bürger-Tests und das Ausstellen von Impf-Zertifikaten abziehe.
Der Trend, dass es immer weniger Apotheken in Sachsen gebe, halte an.
Immer beliebter: Digital Bücher ausleihen
Onleihe
Die Bibliotheken konnten in der Pandemie nicht immer öffnen – aber die Onleihe lief immer weiter. Die Städtischen Bibliotheken in Chemnitz und Leipzig verzeichneten kräftige Zuwächse.
In Chemnitz wurden im vergangenen Jahr insgesamt 154.330 elektronische Medien in der Onleihe entliehen. Das waren nach Angaben der Pressestelle der Stadt rund 11 Prozent mehr als 2020 und 45 Prozent mehr als 2019.
Auch Datenbanken und E-Learning-Angebote wurden stärker genutzt. In Zukunft sollen die digitalen Services ausgebaut werden. In Leipzig ist der Trend ähnlich.
Ganz anders sieht es dort mit dem Geschäft der klassischen Bibliotheken aus: Gut 3,5 Millionen Entleihungen im Jahr 2021 standen 3,9 Millionen in 2020 und mehr als 5 Millionen im Jahr 2019 gegenüber.
Titelfoto: Bildmontage: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB, Jens Wolf/zb/dpa, Robert Günther/dpa-tmn/dpa