Wie lange muss man wegen Corona zu Hause bleiben? Virologe Christian Drosten klärt auf!

Berlin - Wie lange soll ein Mensch im Zusammenhang mit dem Coronavirus denn nun eigentlich in den eigenen vier Wänden bleiben? In der Diskussion dazu geht vieles drunter und drüber. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der Virologe Drosten klärt auf, was die vielen Corona-Begriffe bedeuten.
Der Virologe Drosten klärt auf, was die vielen Corona-Begriffe bedeuten.  © Michael Kappeler/dpa-pool/dpa

Jemand hat sich mit dem Coronavirus infiziert - doch wie lange soll er oder sie zuhause bleiben? Im Betrieb gab es einen Coronafall - muss das ganze Unternehmen jetzt für 14 Tage schließen? In die Diskussion um die Verkürzung der Quarantäne- und Isolationsfristen kommt nach einem Vorschlag des Berliner Virologen Christian Drosten Bewegung.

Isolierung, Quarantäne, Cluster... was heißt das?

Die Begriffe gehen oft durcheinander und werden nicht immer richtig verwendet. Eine Isolierung oder Isolation betrifft nach Angaben des Gesundheitsministeriums Menschen, die infiziert sind und das Virus ausscheiden.

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Quarantäne hingegen bezieht sich demnach auf diejenigen, die Kontakt zu Infizierten hatten - und möglicherweise infiziert sind. 

Mit der Quarantäne soll vermieden werden, dass sie während der Inkubationszeit ungewollt andere Menschen anstecken.

Cluster sind bestimmte Gruppen von Menschen, in denen sich viele Leute mit dem Virus infiziert haben könnten. Das kann beispielsweise bei Familienfesten und in Unternehmen der Fall sein.

Was schlägt Christian Drosten genau vor?

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat einen Vorschlag zu dem Thema gemacht. Für infizierte Patienten empfiehlt er Folgendes: "Ab dem Zeitpunkt der Diagnose geht der Patient noch fünf Tage in Heimisolierung. Dann erfolgt eine Testung und bei niedriger Viruslast eine Aufhebung der Isolierung", schrieb er der dpa am Freitag.

Dies gelte natürlich nur bei milden Fällen mit geringem Risiko der Verschlechterung.

Drosten kann sich eine Reduzierung des Quarantäne-Zeitraums vorstellen

Christian Drosten erhält in diesem Jahr den einmaligen "Sonderpreis für herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid-19-Pandemie".
Christian Drosten erhält in diesem Jahr den einmaligen "Sonderpreis für herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid-19-Pandemie".  © Michael Kappeler/dpa-pool/dpa

Bei einem bloßen Verdacht auf eine Infektion, also wenn jemand keine Symptome hat und noch nicht getestet wurde, sieht die Sache anders aus. 

"Hier macht man 14 Tage Quarantäne und wartet auf die Entwicklung von Symptomen", sagt Drosten. Derzeit laufe auf EU-Ebene eine Diskussion, ob man diesen Zeitraum auch auf zehn Tage reduzieren könne. 

"Ich denke, das geht. Ich kann mir auch vorstellen, dass man sogar noch ein paar Tage weiter reduzieren kann, zum Beispiel auf sieben Tage. Man kann ausrechnen, welchen Anteil derjenigen Personen, deren Infektion während der 14-tägigen Quarantäne ausbricht, man dann verpasst."

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"Wie viele verpasste Infektionen man zulassen will, ist eine politische Entscheidung. Denn man kann nicht jede Infektion verhindern und muss es aus epidemiologischen Gesichtspunkten auch nicht, wenn nur das Ziel ist, die exponentielle Ausbreitung zu unterbinden", sagte Drosten.

Andere Wissenschaftler befürworten auch eine Verkürzung der Quarantäne. 

"Ja, ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Quarantänezeit deutlich kürzer als 14 Tage sein darf und sollte. Wie lange genau hängt davon ab, wie viel Sicherheits- bzw. Gewissheits-Bedürfnis die Behörden haben", sagt Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Das gelte aber nur für asymptomatische Kontaktpersonen.

Drosten schlägt einen Notfallmodus vor

Die Startseite der Corona-Warn-App in der Entwickler Version ist im Display eines Smartphone zu sehen. Mithilfe der App werden Bürger benachrichtigt, sollten Sie sich in der Nähe eines am Corona-Virus erkrankten aufgehalten haben.
Die Startseite der Corona-Warn-App in der Entwickler Version ist im Display eines Smartphone zu sehen. Mithilfe der App werden Bürger benachrichtigt, sollten Sie sich in der Nähe eines am Corona-Virus erkrankten aufgehalten haben.  © Michael Kappeler/dpa

Nochmal anders ist die Lage bei sogenannten Clustern. Dafür führt Drosten den Begriff "Abklingzeit" ein. Bei Drostens Vorschlag geht es um einen Notfallmodus, der demnach dann zur Anwendung kommen solle, wenn die Gesundheitsämter die Fallverfolgung nicht mehr leisten könnten, die Inzidenz steige und deshalb ein Lockdown unausweichlich erscheine.

Dabei sollen sich die Gesundheitsämter auf Quellcluster konzentrieren, also auf die Cluster, in denen sich ein Fall infiziert hat. "Ich empfehle hier das Vorgehen wie bei der Einzelisolation: fünf Tage Isolierung, danach Testung. Ich empfehle die kurze Zeit von fünf Tagen deswegen, weil Quellcluster eine hohe Synchronizität zeigen: die meisten Infizierten wurden zu einem einzigen Zeitpunkt infiziert", sagt Drosten.

Welche Regelungen gelten bisher?

Das RKI gibt dazu auf Anfrage keine Auskunft, verweist aber auf seine Website. Demnach kommt es bei einer Covid-19-Infektion auf die Schwere des Krankheitsverlaufs an. Bei einem schweren Krankheitsverlauf können die Kranken nach mindestens 48 Stunden Symptomfreiheit und frühestens zehn Tage nach Symptombeginn aus der Isolierung entlassen werden - wenn zusätzlich ein negativer PCR-Test vorliegt.

Bei leichten Verläufen braucht es den negativen PCR-Test nicht, sondern die Kranken können nach 48 symptomfreien Stunden und frühestens zehn Tagen wieder unter Menschen. Und bei einer Infektion ohne Symptome soll die Isolierung frühestens zehn Tage nach Erstnachweis des Erregers aufgehoben werden.

Anders sind die Regeln bei einer Quarantäne. Die wird angeordnet, weil jemand ansteckungsverdächtig ist, ohne selber krank oder krankheitsverdächtig zu sein. Dabei empfiehlt das RKI, 14 Tage lang Zuhause zu bleiben.

Was wollen die Politiker?

Die Bundesregierung hält sich derzeit noch bedeckt. Ihr Sprecher Steffen Seibert verwies am Freitag darauf, dass für die Regierung derzeit die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) gelten. Wenn es wegen neuer Erkenntnisse neue Empfehlungen gebe, würden diese auch vom RKI ausgehen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist offen für Überlegungen, die Quarantäne in Corona-Verdachtsfällen von derzeit 14 Tagen zu verkürzen. Auch die gesundheitspolitischen Sprecherinnen der SPD-, FDP- und Grünenfraktion plädierten für eine Verkürzung der häuslichen Absonderung.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa

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