"Viele Fehler gemacht": So krass schadet das Coronavirus Kindern noch heute

Von Sandra Trauner

Wiesbaden - Zum Jahreswechsel vor fünf Jahren breitete sich in China ein Virus aus, das später die ganze Welt in Atem hielt. Die Folgen sind bis heute zu spüren. Das Coronavirus hat nicht nur Tote und dauerhaft Erkrankte auf dem Gewissen: Die Schutzmaßnahmen dieser Zeit belasteten auch jene, an denen die Krankheit vorbeizog.

Vor allem Schulen zählten zu Corona-Zeiten zu den ersten geschlossenen Einrichtungen. (Symbolfoto)  © Annette Riedl/dpa

Besonders stark beeinträchtigten die Auflagen die Jüngsten, daran lassen Studien und Expertenmeinungen keinen Zweifel.

Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) etwa belegt, dass sich durch Corona mentale Gesundheit, körperliche Aktivität und das allgemeine Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verschlechtert haben.

Während der Pandemie kam es demzufolge zu einem deutlichen Anstieg von Angstsymptomen und Depressionen bei Heranwachsenden. Vor allem in der Pubertät nahm die Häufigkeit deutlich zu.

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Fünf Jahre nach dem Entstehen des Virus sind auch für Kinderarzt Ralf Moebus die negativen Folgen der Corona-Politik offensichtlich. "Das Thema treibt uns alle ziemlich um", sagt der hessische Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Viele Kinder seien in ihrer körperlichen Entwicklung zurück, könnten zum Beispiel weniger hüpfen oder schlechter basteln. Mehr Kinder seien übergewichtig. Rückblickend sagt er klar: "Damals wurden viele Fehler gemacht."

Das anfängliche Argument, Kinder würden das Virus verbreiten, habe sich bald als falsch herausgestellt.

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Vor allem Lehrer sehen "nachhaltige Folgen" des Coronavirus auf junge Menschen

Vor allem seelisch hinterließ die Pandemie teils dramatische Folgen bei den Heranwachsenden. (Symbolfoto)  © Nicolas Armer/dpa

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht heute vieles anders als damals. "Die Schulschließungen werden inzwischen ganz überwiegend kritisch bewertet", fasst Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen das Stimmungsbild bei hessischen Lehrerinnen und Lehrern zusammen.

Zu den "nachhaltigen Folgen der Coronapandemie" zählen inhaltliche Schwächen - etwa beim Rechtschreiben oder in den Fächern, bei denen viel Stoff wegfiel. Die Lehrkräfte sehen aber auch Veränderungen: Die Kinder könnten sich tendenziell schlechter konzentrieren und Stress schlechter regulieren als vor der Pandemie.

"Gerade im Alter der Pubertät war der lange Ausschluss vom Präsenzunterricht auch für die Persönlichkeitsentwicklung und die psychische Gesundheit problematisch", sagte der GEW-Vorsitzende.

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Dass die Defizite nach dem Ende der Maßnahmen nicht aufgeholt werden konnten, begründet die GEW mit dem allgemeinen Lehrkräftemangel.

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