Studie zu Impfnebenwirkungen: Analyst gehört zu "Querdenkern"

Berlin/Langen - Die BKK Provita hat vergangene Woche mit einem offenen Brief an das Paul-Ehrlich-Institut große Wellen geschlagen, in dem sie die dem Institut Unterschätzung von Impfnebenwirkungen vorwarfen. Dass die Datenanalyse anscheinend nicht korrekt war, kam schon früh ans Licht. Jetzt wurde vom SWR aufgedeckt, dass der Analyst der Studie zum "Querdenker"-Milieu gehört.

Die Studie der BKK Provita zu vermeintlichen Impfnebenwirkungen des Corona-Impfstoffs wurde anscheinend nicht wissenschaftlich korrekt von einem "Querdenker"-nahem Analyst ausgewertet.
Die Studie der BKK Provita zu vermeintlichen Impfnebenwirkungen des Corona-Impfstoffs wurde anscheinend nicht wissenschaftlich korrekt von einem "Querdenker"-nahem Analyst ausgewertet.  © Sven Hoppe/dpa/dpa-tmn

Der Heidelberger Uni-Chefvirologe Hans-Georg Kräusslich (64) äußerte schon sehr früh Kritik an der Studie, die die BKK Provita vorgestellt hatte, und von dessen ehemaligem Vorstand Andreas Schöfbeck gutgeheißen wurde.

Kräusslich war der Ansicht, dass die vermeintlich angegebene "Gefahr", die die Krankenkasse anprangerte, weit übertrieben war.

Die Studien setzte anscheinend "ganz normale Impfreaktionen" und vermutete Impfreaktionen mit schwerwiegenden Folgen gleich. Außerdem legte sie nicht offen, wie welche Daten analysiert wurden.

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Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ging sogar einen Schritt weiter und bezeichnete die Studie als "Unfug" hinter der "peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht" steckte.

Anscheinend ist an diesen Vorwürfen etwas dran: Der Datenanalyst der fraglichen Studie ist in der "Querdenker"-Szene ein bekannter Sprecher und gefragter Interviewpartner namens Tom Lausen, berichtete auch die Tagesschau.

Zudem veröffentlichte er im Rubikon-Verlag, der für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt ist, das Buch: "Die Intensiv-Mafia: Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten".

Provita BKK lässt Vorwürfe öffentlich unkommentiert

Die Corona-Impfung ist immer noch das beste Mittel im Kampf gegen das Virus. Nebenwirkungen kommen zwar vor, schwere Fälle sind aber selten.
Die Corona-Impfung ist immer noch das beste Mittel im Kampf gegen das Virus. Nebenwirkungen kommen zwar vor, schwere Fälle sind aber selten.  © Bernd Weißbrod/dpa

Andreas Schöfbeck stellte Tom Lausen am Montag in einem Interview mit SWR als den Datenanalyst der Studie vor. In dem Interview präsentierte Lausen seine Auswertungen.

Für die Studie wurden Diagnose-Codes auf Abrechnungen von Ärzten untersucht. Das heißt unter anderem, dass jede Krankschreibung mit grippeähnlichen Symptomen nach einer Impfung mit erfasst wurde und mit ernsten Nebenwirkungen gleichgestellt wurde.

Außerdem war nicht ersichtlich, ob die vermeintlich nicht gemeldeten Nebenwirkungen leichte oder schwere Fälle waren.

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Zusätzlich wurde nicht zwischen Verdachtsfällen und bestätigten Nebenwirkungen unterschieden.

Kurz gesagt sieht es so aus, als ob alle verfügbaren Möglichkeiten, die im Entferntesten auf mehr Impfnebenwirkungen hindeuten könnten, gesammelt wurden, um eine möglichst große, inflationäre Zahl zu erzeugen.

Dass dieses vermeintliche "Alarmsignal" von einem "Querdenker"-affinen Analyst durchgeführt wurde, hat die BKK Provita bisher nicht thematisiert. Wie die Studie zustande kam, also ob sie in Auftrag gegeben wurde, oder Lausen sie an die Kasse herangetragen hatte, um sie unter dem Deckmantel einer gesetzlichen Krankenkasse zu veröffentlichen, ist bisher ungeklärt.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa/dpa-tmn

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