Party galt als Superspreader-Event: Jetzt feiert Virologe Streeck dort selbst Karneval
Gangelt/Bonn – Der Virologe Hendrik Streeck (45) hat am Samstagabend an der Großen Kappensitzung in Gangelt teilgenommen - jener Karnevalsfeier, die sich 2020 als erstes Corona-Superspreader-Event in Deutschland herausgestellt hatte.
"Mich hat es sehr gefreut, eingeladen worden zu sein", sagte Streeck der Deutschen Presse-Agentur. "Für mich ist es ein bisschen ein Abschluss der Pandemie. Es ist nicht komplett unbeschwert, aber es ist in meinen Augen auch wichtig, einen Schlussstrich zu ziehen."
Der Bonner Wissenschaftler, verkleidet als "Love-Kapitän" in weißer Uniform, wurde von seinem Mann Paul Zubeil und von dem Heinsberger Landrat Stephan Pusch begleitet, der durch sein Krisenmanagement in der Corona-Krise bundesweit bekannt geworden war. "Es schließt sich schon irgendwo ein Kreis heute", sagte Pusch. "So ist das im Leben: Freude und Leid gehören eng zusammen."
Für ihn bedeute die Feier den "Start in eine neue Normalität". Die Leute würden jetzt wieder unbeschwert feiern, und "das ist auch gut so".
Streeck hatte die Kappensitzung vom 15. Februar 2020 zum Anlass für eine erste große Feldstudie zu Corona genommen, die "Heinsberg Studie". 2021 veröffentlichte er eine weitere Studie mit dem Ergebnis, dass eine schlechte Belüftung die Verbreitung des Virus bei der Sitzung begünstigt hatte.
Fast die Hälfte der etwa 450 Teilnehmer hatte sich damals mit dem Virus infiziert. In der Folge kam es im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu den Niederlanden zum ersten großen Corona-Ausbruch in Deutschland.
Titelfoto: Henning Kaiser/dpa