Mehr als 500.000 Todesopfer: So kämpft und trauert die USA in Corona-Zeiten
Washington - Am Montag überschritten die USA die traurige Schwelle von einer halben Million Corona-Toten.
Bis zum Nachmittag (Ortszeit) gab es nach Daten der Universität Johns Hopkins bereits rund 500.071 Todesfälle nach einer Infektion - mehr als in jedem anderen Land der Welt.
"Damit sind in einem einzigen Jahr wegen dieser Pandemie mehr Amerikaner gestorben als im Ersten Weltkrieg, dem Zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg zusammengenommen", erklärte US-Präsident Joe Biden (7).
Er ordnete an, die Flaggen im Land für fünf Tage auf halbmast zu setzen, um der Toten zu gedenken.
Die Behörden in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, haben bislang gut 28 Millionen bestätigte Infektionen gemeldet.
Täglich kommen im Schnitt knapp 70.000 Neuinfektionen dazu.
Doch weiter sterben durchschnittlich pro Tag mehr als 2000 Menschen nach einer Infektion. Das sind an eineinhalb Tagen mehr Opfer als einst bei den Anschlägen vom 11. September 2001.
Einem viel beachteten Modell zufolge soll die Zahl der Corona-Toten bis Ende Mai noch auf fast 600.000 ansteigen.
Impfkampagne in den USA erfolgreich: Bereits knapp 13 Prozent der Bevölkerung geimpft!
Biden macht bei der Impfkampagne seit seinem Amtsantritt vor einem Monat massiv Druck - und das mit Erfolg.
In den USA haben seit Mitte Dezember bereits rund 44 Millionen Menschen mindestens eine Impfung bekommen, was gut 13 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Knapp 19 Millionen Menschen haben bereits beide nötigen Dosen bekommen, wie Daten der Gesundheitsbehörde CDC zeigen.
Zum Vergleich: In Deutschland haben bislang rund 3,3 Millionen Menschen die Erstimpfung erhalten, was etwa 4 Prozent der Bevölkerung entspricht, wie das Robert Koch-Institut am Montag mitteilte. Mehr als 1,7 Millionen Menschen haben beide Impfungen erhalten.
"Ich kann Ihnen kein Datum geben, wann diese Krise enden wird", sagte Biden zuletzt. "Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir alles Mögliche tun, damit dieser Tag eher früher als später kommt."
Die Regierung bekommt von den Herstellern Moderna und Pfizer/Biontech bis Ende Juli rund 600 Millionen Dosen Impfstoff, was für alle Erwachsenen im Land ausreichend wäre.
Die Gefahr der neuen Corona-Variante
Manche Experten monieren, die USA befänden sich im "Blindflug", weil dort bislang nur sehr wenige Genomanalysen durchgeführt wurden. Diese sind nötig, um die Varianten des Coronavirus eindeutig zuzuordnen.
Dem CDC zufolge wurden bislang in 44 Bundesstaaten nur knapp 1700 Fälle der zunächst aus Großbritannien bekannten und deutlich ansteckenderen Variante (B.1.1.7) nachgewiesen.
Das CDC und andere Forscher warnen jedoch, diese verbreite sich schnell und könne bis Ende März in den USA "zur vorherrschenden Variante" des Virus werden.
Zahl der Corona-Toten im weltweiten Vergleich
In keinem anderen Land der Welt hat es in absoluten Zahlen so viele bestätigte Corona-Todesfälle gegeben wie in den USA.
Ein direkter Ländervergleich zeigt, dass die Sterblichkeitsrate in mehreren Staaten Europas deutlich höher ist. In den USA starben den Johns-Hopkins-Daten zufolge 152 Menschen pro 100.000 Einwohner. In Belgien liegt dieser Wert bei 192, in Großbritannien bei 181, in Italien bei 158.
In Deutschland sind demnach 82 Menschen pro 100.000 Einwohner gestorben. Experten gehen zudem in vielen Ländern bei Infektionen und Todesfällen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Titelfoto: Evan Vucci/AP/dpa