Heiraten in der Corona-Zeit: Keine Trauzeugen, viele Absagen
München – Zwölf Minuten: Etwa so lange dauert zurzeit eine Trauung im Würzburger Standesamt – halb so lang wie in Normalzeiten, sagt Stadtsprecher Georg Wagenbrenner.
Aber zurzeit hat die Corona-Pandemie die Welt und auch Bayern fest im Griff. Deshalb werden Vermählungen in der größten Stadt Unterfrankens derzeit auf die notwendigen Amtshandlungen beschränkt. "Es gibt eine kurze persönliche Begrüßung, aber keine Rede mehr", sagt Wagenbrenner.
Wegen der Kontaktverbote müssen Hochzeiten in Bayern derzeit ohne Gäste, sogar ohne Trauzeugen, stattfinden. Wenn nötig, darf ein Dolmetscher dabei sein. Manche Standesämter lassen noch einen Fotografen oder gemeinsame Kinder der Brautleute zu.
In Würzburg müssen die Heiratswilligen zwei Meter Abstand zu den Standesbeamten halten, von denen sie außerdem durch eine Plexiglaswand getrennt sind.
Das scheint vielen Paaren zu wenig feierlich zu sein. Seit Inkrafttreten der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung am 21. März sei in Würzburg die Hälfte der Trauungen abgesagt worden, teilt die Pressestelle mit.
Doch die, die sich dennoch das Ja-Wort geben wollen, seien froh, dass sie es dürfen, betont Standesamtsleiterin Gabriele Schwalb: "Insbesondere die Brautpaare, die wir unter diesen Umständen vermählen, sind äußerst dankbar, dass wir die Eheschließung durchführen."
Münchner Standesamt vergibt keine neuen Hochzeits-Termine
Dass das in Corona-Zeiten keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt das Beispiel Regensburg: Dort fanden Trauungen mehrere Wochen lang nur in dringenden Ausnahmefällen statt – zum Beispiel wenn einer der Partner lebensbedrohlich erkrankt war oder eine Terminverschiebung den Versicherungsschutz oder das Bleiberecht gefährden konnte.
Deshalb wurden in Regensburg laut städtischer Pressestelle in den ersten vier Wochen nach dem 21. März nur drei Eheschließungen durchgeführt. Diesen stehen im selben Zeitraum 91 Absagen gegenüber.
Nach den nun beschlossenen Lockerungen kann in Regensburg inzwischen wieder geheiratet werden. Dafür wurde laut einer Sprecherin ein Hygienekonzept erarbeitet. In ausreichend großen Trauungssälen sollen auch bald wieder Gäste zugelassen werden – die dann natürlich den Sicherheitsabstand einhalten müssen.
Im Münchner Standesamt wurden seit Verhängung der Kontaktverbote nur etwa 15 Prozent der Hochzeiten abgesagt. Bereits terminierte Trauungen werden weiterhin durchgeführt. Allerdings vergebe das Amt derzeit keine neuen Termine, teilt die Pressestelle mit.
In der Landeshauptstadt dürfen bei Eheschließungen außer Brautleuten, dem Standesbeamten und gegebenenfalls einem Dolmetscher lediglich gemeinsame Kinder des Paares unter zwölf Jahren dabei sein. "Etliche Trauungen werden deshalb von den Paaren per Smartphone und Video-Chat als Livestream zum Beispiel an die Brauteltern übertragen", sagt ein Sprecher.
Viele Paare downgraden ihre Location
Im Nürnberger Standesamt wurden seit dem 21. März 18 Prozent Hochzeitsabsagen verzeichnet, sagt die stellvertretende Amtsleiterin Judith Maschlanka. Allerdings verlegten mehr als die Hälfte der Paare ihre Trauung an einen anderen Ort – zum Beispiel vom prachtvollen Stadtmuseum Fembohaus oder dem Tucherschloss in einen schlichten Trauungssaal.
In Augsburg wurden in den ersten vier Wochen nach Verhängung der Kontaktverbote 28 von 92 vereinbarten Hochzeiten abgesagt. Allerdings seien andere Paare nachgerückt, so dass 73 Trauungen durchgeführt wurden, wie Standesbeamter Robert Brümmer sagt.
Anders sieht es in Bayreuth aus: Dort wurden laut einem Stadtsprecher von 44 Hochzeitsterminen, die zwischen März und Mai terminiert waren, bislang nur zwei abgesagt und einer verschoben.
Titelfoto: Mindaugas Kulbis/AP/dpa