Corona-Tod nach 362 Jahren? Dem ältesten Wirtshaus der Welt droht die Pleite!
Eilsbrunn - Es war das Jahr 1658, als Andreas Röhrl und seine Frau Susanna in einer kleinen Gemeinde im Landkreis Regensburg eine Gaststätte von Schwiegervater Georg Hofmeister übernahmen.
Was Röhrl damals nicht ahnen konnte: Er schrieb damit die erste Zeile einer aktuell 362 Jahre langen Erfolgsgeschichte.
Die Gaststätte Röhrl hat seit diesem Tag durchgehend warme Küche, passte sich allen Widrigkeiten und Situationen irgendwie an und ist derzeit in der elften Generation in Familienbesitz.
Das Gebäude selbst wird inzwischen in der Bayerischen Denkmalliste geführt.
Doch mit Brenz'n-Schnitzel und Ripperl-Flatrate ist aktuell Schluss, der Biergarten ist verwaist, in der Küche stehen der traditionelle Holzofen und der moderne Thermomix still, die letzten Lebensmittel im Kühlhaus wurden der Regensburger Tafel gespendet.
Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat den Betrieb auch hier zum Erliegen gebracht. Vielleicht sogar für immer.
"Die Soforthilfe hatte ich sehr schnell erhalten. Der Hilfskredit muss noch genehmigt werden. Aber selbst wenn ich den bekomme, dann ist es noch nicht sicher, dass das am Ende reicht", fasst Inhaber Muk Röhrl nüchtern die Situation zusammen. Aber er vertraut auf das Engagement von Ministerpräsident Markus Söder. Dieser will mit weiteren Hilfen und Entlastungen den Gastronomen das Überleben sichern. Das stimmt Röhrl optimistisch.
Das Ende - oder nur ein weiteres Kapitel?
"Ich sage es ganz offen: Derzeit überlege ich, wo ich alternativ arbeiten könnte, wenn es hart auf hart kommen sollte."
Und wenn diese Familiengeschichte mit der Pandemie sein Ende finden sollte: Röhrl gibt offen zu: "Ich kann nicht viel anderes. Ich habe mein Leben in der Gastronomie verbracht. Und der gesamten Branche geht es derzeit unfassbar schlecht."
Neben dem Betreiben des laut Guinness-Buch der Rekorde "Ältesten Wirtshauses der Welt" hat Röhrl zwar schon seit vielen Jahren eine weitere Einnahmequelle. Doch auch die ist aktuell versiegt: "Wenn man nebenbei DJ ist, dann hilft das einem bei einer globalen Pandemie auch nicht gerade weiter."
Doch der 37-Jährige will nicht kampflos aufgeben. Ab Freitag startet er seine persönliche Offensive - und heizt den Ofen wieder an. Freitag und Samstag will er die Region mit Abendessen, sonntags mit Mittagessen, versorgen. Für ein paar Stunden kann man von Schnitzel bis hausgemachten Rinderrouladen eine Auswahl an Gerichten telefonisch und zum Abholen bestellen.
Dies teilte er über die Social-Media-Accounts seiner Gaststätte am Donnerstag mit. Samstag und Sonntag gibt es zu der Auswahl noch weitere Specials. Wie dieses Angebot angenommen wird, bleibt nun abzuwarten. Doch vielleicht sorgt das am Ende ja dafür, dass die Geschichte des ältesten Wirtshauses der Welt sein letztes Kapitel noch nicht geschrieben hat.
Titelfoto: JNM / CC BY 3.0