Wenn Corona zu leckeren Ideen führt: Barkeeper Felix Erdmann macht das Beste aus dem Stillstand

Flöha - Bei Großveranstaltungen Cocktails für 3000 Leute mixen, für gute Stimmung sorgen, Workshops und Partys mit Livemusik organisieren - bei der Bar Academy aus Flöha lief es rund. Dann bremste der Lockdown Barkeeper Felix Erdmann (28) von hundert auf null. In der erzwungenen Ruhe wuchs eine neue Geschäftsidee, die zum Renner werden könnte.

Barkeeper Felix Erdmann (28) hat sich im Stillstand zu geschmackvollen Ideen inspirieren lassen.
Barkeeper Felix Erdmann (28) hat sich im Stillstand zu geschmackvollen Ideen inspirieren lassen.  © Sven Gleisberg

"Als wir im März zum ersten Mal dicht machen mussten, gab es eine Zeit, in der war ich vollkommen platt, geschockt, ratlos", erinnert sich der Flöhaer Unternehmer.

"Dann begannen wir einen Lieferservice aufzubauen, wie so viele. Wir mixten unsere Cocktails zu Ostern, zum Hexenfeuer, Männertag und lieferten sie bis nach Chemnitz aus."

Der Service kam an. Doch das Verhältnis aus Aufwand und Umsatz reichte gerade zum Überleben.

Zahlen geben Anlass zur Sorge: Wird das Ausmaß der Pandemie erst jetzt deutlich?
Coronavirus Zahlen geben Anlass zur Sorge: Wird das Ausmaß der Pandemie erst jetzt deutlich?

Das Team war von drei festen und fünfzehn freien Mitarbeitern auf Felix Erdmann und seinen Vater Tilo (54), der die Bar Academy 1998 gegründet hatte, geschrumpft.

Mehr als eine Schnapsidee

Statt runter zu fahren, steigt man in Flöha lieber in die Cocktail-Großproduktion ein.
Statt runter zu fahren, steigt man in Flöha lieber in die Cocktail-Großproduktion ein.  © Sven Gleisberg

Im Mai setzte sich der Junior draußen ins Grüne und überlegte: "Ich hab da einen Fleck ohne Handyempfang, ohne Ablenkung, an dem ich gut nachdenken kann. Ich wusste, dass die Lieferidee auch besser gehen muss. Drinks, die länger haltbar sind, aber schmecken wie frisch gemixt - das wär's!"

Felix Erdmann begann, hinter dem einsamen Tresen zu experimentieren: "Mir ist wichtig, ohne künstliche Zusatz- oder Konservierungsstoffe zu arbeiten. Die größte Schwierigkeit aber lag tatsächlich darin, einen gleichbleibenden Alkoholgehalt zu erzielen, weil Säfte im Mix mit anderen Cocktailzutaten reagieren."

Nach etlichen Labortests, Probierrunden unter Freunden und Gesprächen mit dem Geschäftspartner Heide-Säfte wurde aus der Idee ein Plan: "Erst waren wir Dienstleister, jetzt werden wir plötzlich Produzent. Das eröffnet neue Möglichkeiten, unabhängig von Corona Geld zu verdienen", so Erdmann.

Zahl der Corona-Fälle in NRW steigt: Drohen im Winter Einschränkungen?
Coronavirus Zahl der Corona-Fälle in NRW steigt: Drohen im Winter Einschränkungen?

"Love the spirits" heißt die frisch gegründete GmbH, die Cocktails nicht nur online, sondern bald auch über Supermärkte und als Gastro-Linie vertreiben soll.

Drinks mixen im Saftladen

Die Bar Academy in Flöha.
Die Bar Academy in Flöha.  © Sven Gleisberg

Dafür wird aus dem Barmann ab und an ein Kellermeister: "Ich nutze für die Produktionstage die Abfüllanlage bei Heide und deren Säfte. Sonstige Zutaten bringe ich mit, die Rezepte habe ich im Kopf." Neun verschiedene Drinks von Mai Tai bis Pina Colada soll es in 0,25-Liter-Glasflaschen geben, auch zwei alkoholfreie Cocktails sind dabei und die Eigenkreation "Bellla" (mit 3-LLL) - eine Mischung aus Mango, Orange, Zitrone und Gin. "Mit diesem Cocktail hatte ich bei den Deutschen Meisterschaften 2014 den 4. Platz belegt", so Erdmann.

Die ersten 10.000 Cocktails werden demnächst beim ersten Produktionstag in der Siebenlehner Obstkelterei gemixt und abgefüllt. Die Drinks sind ein Jahr haltbar und kosten zwischen 3,99 und 4,99 Euro.

Wer's ausprobieren möchte: Bestellungen sind ab 19. November unter www.lovethespirits.de möglich. Auch Edeka-Märkte - zunächst in Flöha, Eppendorf und Niederwiesa - nehmen die Drinks ins Sortiment.

Titelfoto: Sven Gleisberg

Mehr zum Thema Coronavirus: