Einstiges Corona-Vorbild Rostock muss Notbremse ziehen
Rostock - Die Stadt an der Ostsee erschien wie das kleine gallische Dorf aus den Asterix & Obelix Comics, das sich gegen die Römer wehren konnte, doch nun muss auch Rostock die Corona-Notbremse ziehen. Nach drei Tagen in Folge mit Sieben-Tage-Inzidenzen von mehr als 100 greift diese seit Donnerstag.
Eine der zentralen Regelungen ist eine Ausgangsbeschränkung von 22 Uhr bis 5 Uhr - wie in ganz Mecklenburg-Vorpommern außer dem Landkreis Vorpommern-Rügen.
Eine allein ausgeübte körperliche Bewegung sei auch bis 24 Uhr erlaubt, nicht jedoch in Sportanlagen, hieß es von der Stadt. Ausnahmen gebe es bei medizinischen Notfällen, besonderen Berufsgruppen, Betreuungspflichten und für die Versorgung von Tieren. Baumärkte sind nun geschlossen. Dort ist Einkaufen nur noch als Terminshoppen mit negativem Coronatest erlaubt.
Monatelang konnte sich Rostock über äußerst niedrige Inzidenzen freuen. Sie brachten die Hansestadt sogar auf den letzten Platz der Liste des Robert-Koch-Instituts aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland.
Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (48, parteilos) war häufig Gast in Fernseh-Talkshows und berichtete über die Lage in der Stadt und sich daraus ergebende Möglichkeiten zur Lockerung der Kontaktbeschränkungen.
Infektionsforscher hat eine Vermutung
Dazu gehörte beispielsweise die Möglichkeit, 777 Zuschauer ins Ostseestadion bei einem Spiel von Hansa Rostock zuzulassen.
Auch konnten Einzelhändler öffnen und in Verbindung mit der Luca-App Kunden bedienen.
Noch am 21. März hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 22 gelegen, am 15. April dann schon bei knapp 133. Nach erneutem Absinken kletterte die Sieben-Tage-Inzidenz dann wieder auf über 100.
Der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger (62) geht davon aus, dass viele private Kontakte für den starken Zuwachs der Fallzahlen verantwortlich sind.
Seit Ostern hätten zu viele Menschen die Corona-Schutzmaßnahmen nicht mehr ernst genug genommen und sich zu sehr in Sicherheit gewiegt.
Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa