Kann ein Corona-Test zu Verletzungen und Infektionen führen?
Deutschland - Seit Wochen schon schallt in den sozialen Netzwerken Kritik am Coronatest, dessen Grundlage zumeist ein Abstrich des Nasen-Rachen-Raumes ist.
In einem aktuellen Facebook-Post heißt es etwa, dass jeder Abstrich Verletzungen verursache und zu einer gefährlichen Infektion, gar zu einer Erkrankung führen könne. Außerdem wird behauptet: "P.S: das wollen sie mit den Kindern machen, ohne dass die Eltern es mitbekommen!(Sic!)"
Schaut man sich das Thema allerdings genauer an, kann schnell Entwarnung gegeben werden. Beim Nasenabstrich kann es höchstens zu einer leichten Verletzung im Nasen-Rachen-Raum kommen.
Diese ist jedoch harmlos; sie sei etwa mit Zahnfleischverletzungen beim Zähneputzen zu vergleichen, so Philipp Pitzke, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der München Klinik Schwabing. Dass sie in jedem Fall zu einer Infektionen führt, ist falsch.
Steht der Verdacht einer Sars-CoV-2-Infektion im Raum, wird ein Diagnose-Test vorgenommen. Grundlage des Tests sind bestenfalls - so schreibt es das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Website - Proben der oberen und unteren Atemwege.
Der Abstrich wird bevorzugt aus den tieferen Abschnitten der Nase entnommen.
Denn jüngere Studien belegen, dass die Nase zumeist Eintrittspforte für das Virus in den Körper und seine Konzentration dort zeitweise relativ hoch ist.
Nicht jeder Abstrich verursache Blutungen
Dass jeder dieser Abstriche schmerzhaft sei, gar Blutungen verursache, hält Philipp Pitzke, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der München Klinik Schwabing, für Unsinn.
Nach hundertfach durchgeführtem Corona-Test stelle er fest: Der sterile, weiche Watte-Abstrichträger verursache allenfalls leichte Verletzungen an der berührten Nasenrachen- sowie der Mundrachenschleimhaut.
Geringe Blutungen, die dann zu beobachten seien, verschlössen sich nach sehr kurzer Zeit spontan. "Die winzigen Risse können mit minimalen Zahnfleischläsionen beim Zähneputzen gleichgesetzt werden und entsprechen somit den permanenten und allgemeinen Lebensrisiken", so Pitzke auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) .
Auch Claus Wittekind, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Klinikum Dortmund, bekräftigt gegenüber der dpa diese Erfahrungen. Dass ein Nasenabstrich zu gefährlichen Infektionen und Erkrankungen führen könne, hält er für unwahrscheinlich.
Die Corona-Tests waren bislang weitgehend freiwillig. Seit dem 8. August 2020 sind jedoch alle Menschen, die aus einem von verschiedenen Bundesministerien definierten Risikogebiet nach Deutschland einreisen, verpflichtet, sich einem Test zu unterziehen (oder der vom Bundesland bestimmten Stelle ein negatives Testergebnis nachweisen).
Wie Erwachsene werden auch Kinder, die aus Risikogebieten heimkehren, getestet. Dies geschehe jedoch stets in Abstimmung mit den Eltern, erklärt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Gesundheit auf Anfrage der dpa.
Zur Überwachung des Infektionsgeschehens werden zudem an Schulen und Kitas etwa in Bayern Reihentestungen durchgeführt. Aber auch dies, so die Sprecherin, passiere nie hinter dem Rücken der Eltern.
Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa