Trotz Extrem-Rückgang der Straftaten: Bayern lässt Cannabis-Schwarzmarkt weiter blühen

München - In wenigen Tagen – am 1. April – feiert die Teil-Legalisierung von Cannabis ihren ersten Geburtstag. Seit zehn Monaten dürfen zudem Vereinigungen unter klaren Regeln anbauen. In Bayern wird das weiter abgebremst. Zeitgleich schimpft man über den Schwarzmarkt.

Jetzt werden die Argumente knapp: Die Cannabis-Straftaten sind seit der Legalisierung um deutlich über 50 Prozent zurückgegangen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) versucht weiter, ein anderes Bild zu zeichnen.
Jetzt werden die Argumente knapp: Die Cannabis-Straftaten sind seit der Legalisierung um deutlich über 50 Prozent zurückgegangen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) versucht weiter, ein anderes Bild zu zeichnen.  © John MACDOUGALL/AFP

So hat sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) vor wenigen Tagen in SAT.1 darüber beschwert, dass der Handel mit Cannabis trotz Legalisierung immer noch nicht zurückgegangen sei.

Es sei "mindestens auf gleichem Niveau geblieben", so der Politiker. Andere Zahlen verschweigt er in dem Interview – dazu gleich mehr.

Fakt ist: Bayern sorgt selbst mit allen Mitteln dafür, dass die Nachfrage bei illegalen Händlern weiterhin bestehen bleibt.

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"Bayern setzt sich dafür ein, dass die Legalisierung vollständig zurückgenommen wird", so beispielsweise Gesundheitsministerin Judith Gerlach (39, CSU). Und sie gesteht, dass man darum auch die sogenannten "Cannabis Social Clubs" weiter ausbremsen möchte.

"Das gilt insbesondere auch für das Erlaubnisverfahren zum Anbau von Cannabis in Anbauvereinigungen. Gerade hier ist ein konsequenter Vollzug von größter Bedeutung, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sicherzustellen."

Andere Bundesländer stellen diese gesetzlichen Vorgaben auch sicher, schaffen es jedoch zeitgleich, die legalen Vereine zuzulassen: 83 Anträge wurden bereits im Jahr 2024 positiv beschieden.

Cannabis-Kriminalfälle fallen seit Legalisierung um 56 Prozent

Langsamer als jeder Klischee-Konsument: In zehn Monaten konnte Bayern noch keinen einzigen "Cannabis Social Club" zulassen. In allen anderen Bundesländern gibt es bereits mehr als 80.
Langsamer als jeder Klischee-Konsument: In zehn Monaten konnte Bayern noch keinen einzigen "Cannabis Social Club" zulassen. In allen anderen Bundesländern gibt es bereits mehr als 80.  © Peter Kneffel/dpa

Die meisten Genehmigungen erteilten laut einem Bericht der Mediengruppe IPPEN.MEDIA bis zu diesem Zeitpunkt Niedersachsen (20) und Nordrhein-Westfalen (25).

Im Freistaat werden teilweise Anträge abgelehnt, weil in den geplanten Vereinssatzungen versucht wird, Möglichkeiten einzuräumen, dass körperlich behinderte Menschen auch Mitglied werden können, ohne aktiv am Anbau beteiligt zu sein.

Es sollten alternative Optionen der Mitwirkung geschaffen werden, so die Vereinspläne. Jedoch ist das aktive Mitwirken gesetzlich vorgeschrieben. Statt die diskriminierende Gesetzesformulierung zu kritisieren, nutzt man sie in Bayern für den eigenen Kurs. Für diese Ablehnung ließ man sich fünf Monate Zeit.

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Zurück zu den von Herrmann nicht erwähnten Daten: 2024 registrierte die bayerische Polizei insgesamt 31.145 Fälle von Rauschgiftkriminalität. Darin sind sämtliche Fälle – außer Alkohol – eingerechnet. Von Kokain bis Heroin. Was das konkret bedeutet: Es ist ein Rückgang von 39 Prozent im Vergleich zu 2023.

Noch deutlicher wird es bei Cannabis selbst: Hier sanken die Fälle allein in Bayern mehr als deutlich – um fast 56 Prozent auf 15.270 Fälle.

Dass man beim Thema Schwarzmarkt überhaupt noch Zahlen auf "mindestens auf gleichem Niveau" hat, könnte vor allem daran liegen, dass die legalen Wege vom Söder-Kabinett blockiert werden.

Titelfoto: Montage: Peter Kneffel/dpa + John MacDougall/AFP

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