Massive Bauernproteste: Grüne sagen politischen Aschermittwoch ab!
Biberach - Wegen massiver Proteste unter anderem von Landwirten haben die Grünen in Baden-Württemberg ihre Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch abgesagt. Mehrere Polizeibeamte sind verletzt worden.
Als Grund nannte der Vorsitzende des Kreisverbands Biberach, Michael Gross, am Mittwoch aggressive Stimmungen bei Demonstrationen im Umfeld.
Um den Weg für zwei Fahrzeuge freizuräumen, setzte die Polizei Pfefferspray gegen Demonstrierende ein. Die beiden Fahrzeuge fuhren danach von der Stadthalle weg. An einem Fahrzeug war eine Scheibe eingeschlagen.
Zudem seien die Beamten mit Gegenständen beworfen worden und hätten deswegen auch Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Protestierenden eingesetzt.
Mehrere Polizisten erlitten Verletzungen. Zu verletzten Demonstrantinnen und Demonstranten konnte der Sprecher nichts sagen. Eine Person sei festgenommen worden.
Seit dem Morgen hatten Bauern in Biberach protestiert und Straßen blockiert. Auf den Zufahrtsstraßen zur Stadthalle standen Dutzende Traktoren. Vor der Halle wurde ein großer Misthaufen abgeladen. Zu hören waren lautes Gehupe und Musik. Protestierende hatten die Straße mit Pflastersteinen und Sandsäcken blockiert.
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg hat nach eigener Auskunft nicht zu den Protesten aufgerufen oder diese im Vorfeld unterstützt.
Hochrangige Politiker waren geladen
Der Vorstand des Kreisbauernverbands, Karl Endriß, sagte, an die Stadthalle sei kein Herankommen, da überall drumherum Demonstrierende stünden. Zu den Protesten hatten laut Endriß verschiedene Gruppierungen aufgerufen. Unter den Demonstrierenden seien hauptsächlich Bauern, aber auch Fuhrunternehmer seien beteiligt.
Die Grünen treffen sich seit Jahren in Biberach, wo in diesem Jahr wieder viel Bundesprominenz erwartet wurde.
Neben Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (58), der als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (75) gilt, sollten die Bundesvorsitzende Ricarda Lang und Urgestein Jürgen Trittin ans Rednerpult treten. Auch Kretschmann sollte dabei sein.
Özdemir: "Nicht die deutsche Landwirtschaft"
Der Grünenminister nahm später die Landwirte in Schutz. "Die, die da jetzt über die Stränge geschlagen haben, das ist nicht die deutsche Landwirtschaft. Das waren Einzelne, die sich da so benommen haben", sagt der Grünen-Politiker nach einem schon vorher geplanten Gespräch mit Vertretern von Bauernverbänden.
Die Demonstranten hätten der Landwirtschaft und den Anliegen der Landwirtschaft so keinen Gefallen getan.
Erstmeldung am 14. Februar, 12 Uhr; zuletzt aktualisiert um 18.55 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Silas Stein/dpa