Mehr als 8000 Demonstranten beim Bauern-Protest in Dresden
Dresden - Für Sachsen war es der Höhepunkt der Bauernproteste: Mit einer Sternfahrt kamen die Landwirte in die Landeshauptstadt, folgten dort einer Kundgebung des Landesbauernverbandes und des Vereines "Land schafft Verbindung" (LSV).
Versuchten auch Rechtsextremisten und Neonazis den Protest wieder für sich zu nutzen, schlug das diesmal weitgehend fehl.
Gegen 9 Uhr sollten die großen Korsos die Stadtgrenze erreichen, doch schon früher waren Traktoren, Laster und anderes schweres Gerät in der Landeshauptstadt unterwegs: "Ihr Ziel ist der Theaterplatz in Dresden, auf dem am Vormittag die Versammlung der Landwirte stattfinden wird", sagte Polizeisprecher Marko Laske (49) kurz nach 8 Uhr.
"Die Korsos werden von Polizeikräften begleitet. Auch in Dresden sind Einsatzkräfte der Polizei schon unterwegs. Aktuell gibt es insbesondere auf den Bundesstraßen 6, 170 sowie 173 Verkehrsbeeinträchtigungen."
Mit Versammlungsbeginn war der Theaterplatz gut gefüllt: Nicht nur Landwirte, sondern auch Bäcker, Spediteure und Handwerker hatten sich dem Protest angeschlossen.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) schätzte die Anzahl der Demonstranten auf rund 8000.
Nicht mit allen Reden waren Demonstranten einverstanden
Den "Bauernkodex", den sich die Veranstalter selbst gegeben hatten, setzten Ordner weitestgehend durch: Fahnen der rechtsextremen "Freien Sachsen" und andere Szene-Devotionalien wurden entfernt. Vereinzelt wehte aber doch noch eine Flagge der rechtsextremen Landvolk-Bewegung.
An der Kundgebung nahmen allerdings auch linksradikale Gruppierungen, wie die anarchosyndikalistische "Freie Arbeiter*innen-Union" (FAU) teil.
Ähnlich breit aufgestellt, waren die Redebeiträge: So sprach sich Sebastian Kucka (34) schockiert über die Kriegsrhetorik in manchen Chatgruppen aus: "Ich selbst habe 2022 Saatgut in die Ukraine gefahren", so der Sprecher der sächsischen "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL). "Mir ist es noch sehr gut in Erinnerung, was es bedeutet, in einer Kriegsregion zu überleben."
Eine andere Rednerin verglich die Bundesrepublik mit der DDR und bemühte den Widerstandsartikel des Grundgesetzes. Damit zeigten sich nicht alle Demonstranten einverstanden.
"Hau ab!"-Rufe gegen Kretschmer
Nicht einfach hatte es Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU): Von Beginn an schallten ihm aus Teilen des Publikums "Hau ab!"-Rufe entgegen.
"Wie das gelaufen ist, mit der Auszahlung dieser Agrarmittel hier im Freistaat Sachsen, ist nicht in Ordnung", versuchte Kretschmer zu besänftigen. "Und ich möchte mich bei Ihnen im Namen der Sächsischen Staatsregierung dafür entschuldigen." Ansonsten galt seine Kritik größtenteils der Bundesregierung.
Der Innenminister zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Proteste: "Die Landwirtschaftsverbände stehen mit uns schon seit vor Weihnachten in Kontakt", so Armin Schuster zu TAG24.
"Das Ergebnis konnte man in dieser Woche deutlich sehen: Diese sehr gute Kooperation hat dazu geführt, dass Zehntausende von Menschen, Tausende von Fahrzeugen ihren Protest machen konnten und wir das nahezu problemlos gemeistert haben."
Titelfoto: Fotomontage: xcitepress/finn becker//xcitepress/Thomas Baier//Thomas Türpe