Bedenklicher Frühchen-Trend: "Nur weil ein Kind durchkommt, ist nicht alles gut"

Frankfurt am Main - Normalerweise dauert eine Schwangerschaft etwa 40 Wochen und durchschnittlich sind Neugeborene rund 3500 Gramm schwer - doch immer mehr Kinder kommen heutzutage weitaus früher zur Welt. Ihre Chancen stehen dabei nicht immer nur schlecht.

Vorsichtig richtet Krankenschwester Laura Waider auf der Frühchenstation des Bürgerhospitals das Bettchen eines Frühchens in einem Inkubator.  © Boris Roessler/dpa

Die Klinik im Frankfurter Nordend ist mit rund 4000 Geburten jährlich nicht nur das geburtenstärkste Krankenhaus Deutschlands, sondern mit jährlich rund 100 Neugeborenen unter 1500 Gramm auch eine der führenden Kliniken für Extremfrühgeborene in Hessen. Am 17. November stehen diese Kinder besonders im Fokus: Dann ist Welt-Frühgeborenen-Tag.

64.500 Babys kommen in Deutschland jährlich zu früh auf die Welt, also vor der 37. Schwangerschaftswoche, wie der Bundesverband "Das frühgeborene Kind" berichtet. Die Überlebenschancen extremer Frühchen sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen - aber oft zahlen sie einen Preis im späteren Leben.

Nur jedes vierte Kind, das in der 22. Schwangerschaftswoche auf die Welt kam, überlebte, während es 82 Prozent der Kinder waren, die in der 25. Woche geboren wurden. Gerade einmal 6,3 Prozent der Kinder aus der 22. Woche blieben von schweren Komplikationen verschont. Bei den Kindern aus der 25. Woche lag dieser Anteil bei 43,2 Prozent.

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Die Atmung ist der kritische Punkt. Wenn sich eine Frühgeburt abzeichnet, bekommen Frauen noch während der Schwangerschaft eine Kortison-Spritze, die die Lungenreife des Babys beschleunigt.

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22. Woche als "biologische Grenze": Dennoch besteht sehr hohes Komplikationsrisiko

Vorsichtig überprüft eine Krankenschwester auf der Frühchenstation des Bürgerhospitals den korrekten Sitz einer Sauerstoffsonde.  © Boris Roessler/dpa

Nach der Geburt wird frühen Frühchen über die Luftröhre eine Art Schmiere verabreicht, die aus Tierlungen gewonnen wird und die die Lunge des Babys öffnet.

Neben der Atmung ist die Nahrungsaufnahme ein kritischer Punkt. Frühchen haben enormen Kalorienbedarf und brauchen Glukose, Aminosäuren und Fette, damit sie zunehmen. Neben der Schwangerschaftswoche ist auch das Geburtsgewicht entscheidend für die Prognose.

Schon mit 400 Gramm haben Kinder heute eine Chance zu überleben. Aber: "Nur weil ein Kind durchkommt, heißt das nicht, dass dann alles gut ist."

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Extreme Frühchen können durchaus überleben - "aber zum Preis einer hohen Komplikationsrate", sagt auch Christoph Bührer, Chef der Neonatologie an der Berliner Charité. Je höher die Komplikationsrate, desto häufiger auch Beeinträchtigungen im späteren Leben.

Vor der 22. Schwangerschaftswoche sei kein Überleben möglich, weil die Lunge anatomisch noch nicht ausreichend entwickelt sei.

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