Zweifelhafte Auszeichnung: Dieser Ort ist "Mordhauptstadt" der USA
New Orleans - Kein Titel, über den sich eine Stadt freuen könnte: New Orleans schließt das Jahr 2022 mit einer so hohen Mordrate wie seit Jahrzehnten nicht ab.
Mit circa 385.000 Einwohnern ist New Orleans die größte Stadt im US-Bundesstaat Louisiana.
Die "Wiege des Jazz", die als eine der historischsten und schönsten Städte Amerikas geschätzt wird, hat jedoch auch eine dunkle Seite.
Im September 2022 löste New Orleans den bisherigen Rekordhalter St. Louis (Missouri) als "Mordhauptstadt" der USA ab - mit 52 Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner (45 in St. Louis).
In den folgenden Monaten wütete die Gewalt in der Stadt unaufhörlich weiter. Auf das gesamte Jahr entfallen damit nun 280 Morde (die höchste Zahl seit 26 Jahren) sowie eine Mordrate von 70 pro 100.000 Einwohner.
"Es war ein schreckliches Jahr und ein schrecklicher Abschluss von 2022", sagte Kriminalitätsanalytiker Jeff Asher, der für den Stadtrat arbeitet, gegenüber Fox News. "Die Zahlen sprechen für sich selbst."
Die letzten Tage des Jahres waren noch einmal besonders blutig. So wurde etwa der stadtbekannte Comedian Brandon "Boogie B." Montrell (✝︎43) vor einem Lebensmittelgeschäft in der Innenstadt erschossen. Zwei Teenager starben durch Schüsse auf einer Hausparty. Und im French Quarter wurde ein Mann am helllichten Tag von einem Jugendlichen erschossen.
Die Zahlen sind alarmierend - doch woher kommt diese Welle der Gewalt?
Gebeutelte Jazz-Metropole New Orleans: Pandemie, Naturkatastrophen, soziale Ungleichheit
Noch im Jahr 2019 wurde mit "nur" 119 Tötungsdelikten die niedrigste Zahl seit fast 50 Jahren erreicht. Experten sehen daher die Folgen der Corona-Pandemie als Hauptursache für den enormen Gewaltanstieg in den Folgejahren.
Die Viruskrise drosselte die Wirtschaft von New Orleans, wodurch die Stadt schätzungsweise 200 Millionen Dollar pro Woche verlor. Menschen wurden arbeitslos, viele Touristen blieben zuhause und auch Restaurants sowie Geschäfte mussten schließen.
Zu allem Übel kam 2021 noch Hurrikan "Ida" hinzu, der durch die Crescent City fegte und massive Schäden anrichtete. Als weitere Ursache wird die Kürzung der Finanzmittel bei der Polizei genannt.
Die soziale Spaltung ist schon innerhalb der USA ein Problem, in New Orleans kommt sie - auch durch den Schmelztiegel der Kulturen - nochmal gesondert zum Tragen. Derzeit läuft eine Abwahlkampagne der demokratischen Bürgermeisterin LaToya Cantrell (50), die bei vielen Einwohnern der Stadt als überfordert gilt.
Stadtrat Eugene Green erklärte gegenüber Fox News: "Die Kriminalitätsrate in unserer Stadt ist tragisch, inakzeptabel, unentschuldbar und nicht unvermeidbar. Es gibt keine Entschuldigung dafür, andere Menschen zu Opfern zu machen und zu verletzen."
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