Polizeirevier stellt Snackautomat mit lebensrettenden Medikamenten auf
Hardin County (Kentucky/USA) - Seit Jahren nun sind viele Orte der USA von einer heftigen Opioid-Krise betroffen. Um diese Missstände einzudämmen, hat eine Gemeinde in Kentucky einen Snackautomaten voll mit dem lebensrettenden Medikament "Naloxon" aufgestellt, welches einer Opioid-Überdosis entgegenwirkt.
Stand Januar 2022 stirbt alle fünf Minuten ein US-Amerikaner an einer Überdosis durch Opioide.
Seit mehr als 30 Jahren werden Menschen durch übermäßige Verschreibungen von Opioiden abhängig und greifen oft nach Ende ihres Rezeptes auf illegale Drogen zurück - immer häufiger mit tödliche Folgen.
Eine Überdosis kann allerdings relativ leicht behandelt werden – wenn man das notwendige Medikament "Naloxon", auch "Narcan" genannt, zur Hand hat.
Das Medikament blockiert entsprechende Rezeptoren im Gehirn und kann so innerhalb von Sekunden Leben retten.
Um Narcan leichter unter Menschen zu kriegen, hatte die Gemeinde Hardin County im US-Bundesstaat Kentucky eine kreative Idee.
In der Nähe ihrer Polizei-Station stellte das Vine Grove Police Department einen Snackautomaten auf, der umsonst Narcan-Nasensprays ausgibt.
Polizeichef Kenneth Mattingly erzählte gegenüber WKU Public Radio, dass er die Idee nach einem Notfalleinsatz Anfang 2022 bekam.
"Eine junge Frau hatte einen Freund zu Besuch in ihrer Wohnung. Er nahm im Bad etwas zu sich, und sie hörte, wie er umkippte", erzählte Mattingly. "Sie war selbst einmal Drogenabhängig und hatte deswegen Narcan zur Hand, welches sie bei ihrem Aufenthalt in einer Entzugsklinik bekam, und sie rettete ihm damit das Leben."
Automat nach nur einem Tag vollständig geleert
Jede Dosis Narcan wird mit Informationsmaterial zu Drogenabhängigkeit und Behandlungsmöglichkeiten ausgegeben.
Finanziert wurde das ganze von Communicare, einer lokalen Klinik, die unter anderem auf Suchtbehandlungen spezialisiert ist.
Der Automat wurde vergangene Woche aufgestellt und war ein sofortiger Erfolg: Schon innerhalb von 36 Stunden war er leer.
Zunächst waren die Beamten etwas misstrauisch und fürchteten einen Missbrauch der Umsonst-Ausgabe.
Aber als sie sich das Überwachungs-Video ansahen, wurde klar, dass bedürftige Menschen sich nur so viel nahmen, wie sie für sich selbst brauchten.
"Sie nahmen sich eine Packung und saßen oft dort und lasen sich das Informationsmaterial durch, also hilft diese Aktion wirklich, denke ich", sagte Mattingly dazu.
Angeblich nahmen einige sogar einen weiten Weg auf sich, um das Narcan zu bekommen. Die Polizei hofft, dass auch umliegende Gemeinden von der Aktion profitieren können. Der Automat ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche, frei zugänglich.
Titelfoto: Boris Roessler/dpa