Nächster Skandal um Politiker: "Ich will ein Werwolf sein"
Wrightsville - Senatskandidat Herschel Walker (60) sorgte in der Vergangenheit bereits mit mehreren Skandalen für Kopfschütteln. Doch mit seinen neusten, wirren Geschichten zu Werwölfen und Vampiren übertraf er sich einmal mehr selbst.
Neulich erzählte Herschel Walker voller Begeisterung von einem Vampirfilm. "Ich weiß nicht, ob ihr wisst, dass Vampire coole Leute sind", sagte Walker an seine Zuhörer gerichtet.
"Aber lasst mich euch etwas sagen, das ich herausgefunden habe: Ein Werwolf kann einen Vampir töten. Wusstet ihr das? Ich wusste das nicht. Deswegen will ich kein Vampir mehr sein, ich will ein Werwolf sein."
Walker ist 60 Jahre alt und kandidiert im US-Südstaat Georgia für die Republikaner für den Senat.
Am Dienstag tritt der frühere American-Football-Star in der Stichwahl gegen den amtierenden Senator Raphael Warnock von der Demokratischen Partei an. Und er hat im Wahlkampf nicht nur mit Äußerungen zu Vampiren und Werwölfen für Aufsehen und Kopfschütteln gesorgt.
Dem von Ex-Präsident Donald Trump (76) geförderten Kandidaten ist wiederholt vorgeworfen worden, seinen Lebenslauf geschönt zu haben.
So hat er in der Vergangenheit fälschlicherweise nahegelegt, als Agent für die Bundespolizei FBI gearbeitet zu haben, und jahrelang mit einem Hochschulabschluss geprahlt, obwohl er sein Studium an der University of Georgia für eine Profi-Karriere als Football-Spieler abgebrochen hatte.
Herschel Walker leistet sich einen Skandal nach dem anderen
Unter Druck geraten ist der Politik-Neuling auch durch frühere Vorwürfe der häuslichen Gewalt durch seine Ex-Frau. Im Wahlkampf musste er dann einräumen, drei außereheliche Kinder zu haben.
Und in den Wochen vor den Kongress-Zwischenwahlen vom 8. November warfen ihm gleich zwei Frauen vor, sie in der Vergangenheit zu Abtreibungen gedrängt zu haben.
Dabei gibt sich Walker als erzkonservativer Politiker, dem Familienwerte über alles gehen - und als strikter Abtreibungsgegner.
Allen Skandalen zum Trotz landete Walker bei den Midterms nur knapp hinter Warnock. Weil beide Kandidaten die in Georgia erforderliche Mehrheit von mehr als 50 Prozent verfehlten, treten sie jetzt in der Stichwahl erneut gegeneinander an.
Die Wahl ist wichtig, aber sie wird nicht über die Kontrolle über den Senat entscheiden. Dass die Demokraten ihre Senatsmehrheit trotz der hohen Inflation und schlechter Umfragewerte für Biden verteidigen konnten, liegt auch an umstrittenen Kandidaten, die Trump den Republikanern gewissermaßen aufgedrängt hatte.
Walker ist dafür ein Paradebeispiel.
Donald Trump und Herschel Walker verbindet langjährige Freundschaft
Trump hatte den muskelbepackten Afroamerikaner im Vorwahlkampf der Republikaner unterstützt und ihm damit zur Senatskandidatur verholfen, obwohl schon vorher klar war, dass Walkers Vergangenheit den Demokraten im Wahlkampf Munition liefern würde.
Die beiden Männer kennen sich schon seit Jahrzehnten. Der als College-Footballspieler zum Star gewordene Walker spielte als Profi in den 1980er Jahren unter anderem für das Team New Jersey Generals, das damals Trump gehörte.
2009 trat der vom Football-Spieler zum Geflügel-Unternehmer mutierte Walker sogar in Trumps Reality-TV-Show "Celebrity Apprentice" auf, bei der Prominente gegeneinander antreten und Geld für eine Wohltätigkeitsorganisation gewinnen konnten.
Trump "feuerte" Walker damals mit den Worten: "Ich bin nicht schwul, und ich liebe dich, Herschel. Herschel, du bist gefeuert."
"Liebe" von Donald Trump und Herschel Walker wurde zu politischer Agenda
Die "Liebe" hielt an - und Trump setzte große politische Hoffnungen in den in Georgia als Sportlegende verehrten Walker. Sollte Walker die Stichwahl am Dienstag gewinnen, wäre das auch ein großer Sieg für Trump.
Denn der Rechtspopulist ist bereits in das Präsidentschaftsrennen 2024 eingestiegen - und kann angesichts vieler Negativ-Schlagzeilen jeden politischen Erfolg gut gebrauchen.
Aus dem Wahlkampfendspurt in Georgia hat sich Trump aber auffallend herausgehalten. Berater haben dem Rechtspopulisten klar gemacht, dass er viele moderate Wähler verschrecken und Walker damit letztlich schaden könnte.
Titelfoto: John Bazemore/AP/dpa