Kurioser Gesetzesentwurf: Polizeihunde sollen nicht mehr beißen dürfen
Kalifornien (USA) - Bei Polizei-Einsätzen in den USA sorgen sie für Angst und Schrecken - und verursachen bei Verdächtigen noch vor Beweis irgendeiner Schuld teils schwere Verletzungen, die lebenslange Folgen für die Betroffenen haben können. Die Rede ist von Hunden. Der US-Staat Kalifornien fordert deshalb nun ein Beiß-Verbot.
Hunde, die tatsächlich nur noch bellen und nicht mehr beißen, sollen besonders dunkelhäutigen Menschen die Angst vor den vierbeinigen Gesetzeshütern nehmen.
Wie das Nachrichtenportal "New York Post" berichtet, haben zwei bundesstaatliche Gesetzesgeber bereits am vergangenen Montag einen Gesetzesentwurf vorgestellt.
Sie nennen die Praxis "zutiefst rassistisch" und beziehen sich auf die etlichen Einsätze, bei denen Afroamerikaner durch Hundebisse zu Schaden gekommen sind.
Strafverfolgungsbehörden soll durch den Entwurf der Einsatz von Polizeihunden verboten werden. Die sogenannten K-9-Hunde sollen dann nur noch als Spürhunde und Suchhunde im Einsatz sein.
"Der Einsatz von Zähnen hat schwarzen Amerikanern und Farbgemeinschaften brutale Gewalt und lebenslange Traumata zugefügt", sagte der Co-Autor des Gesetzentwurfs, Parlamentsabgeordneter Corey Jackson, in einer Erklärung.
"Dieses Gesetz stellt einen Wendepunkt im Kampf dar, diese grausame und unmenschliche Praxis zu beenden und Vertrauen zwischen der Polizei und den Gemeinden, denen sie dient, aufzubauen."
Etliche Beiträge in den sozialen Medien zeugen von brutalen und ungerechtfertigten Hunde-Attacken durch die Polizei - teilweise auch auf Kinder
Waffen- und Polizeihund-Gewalt haben etwas gemeinsam: Dahinter steht ein Mensch
Polizeihunde hätten in den Jahren 2020 und 2021 in Kalifornien 186 Menschen schwer verletzt, fügt er hinzu.
"Viele dieser Bisse können lebenslange Verletzungen verursachen - also lassen sie uns das klarstellen: lebenslange Verletzungen, bevor Sie sich als schuldig erwiesen haben", so Jackson.
Dabei hat die USA mit seiner hohen Waffengewalt ein viel größeres Problem. Allein im Bundesstaat Kalifornien gibt es im Durchschnitt alle 8,3 Tage eine Massenschießerei, so das "Public Policy Institute of California" (PPIC).
Das PPIC spricht im Zeitraum der letzten acht Jahre von circa 49 Toten und 167 Verletzen jährlich, wobei Kalifornien gerade noch so im unteren Drittel der US-weiten Statistik zu finden ist.
Andere Verbrechen, die mit Schusswaffen begangen wurden, sind darin nicht erfasst. Die Zahl der Toten und Verletzen durch Waffen ist noch einmal höher und übersteigt damit die der Verletzten durch Polizei-Hundebisse.
Der Gesetzesentwurf ist stark umstritten
Befürworter und Aktivisten der "Black and Brown"-Community führen den Einsatz von Polizeihunden auf die Wurzeln der Sklaverei zurück, bei der man die Tiere systematisch als Unterdrückungs-Werkzeuge eingesetzt hat.
"Mit diesem Gesetzesentwurf lösen wir uns von der schrecklichen Vergangenheit und bewegen uns auf eine bessere Zukunft zu", sagt Rick Callender, der Präsident der "National Association for the Advancement of Colored People" in Kalifornien (NAACP).
Polizeihund-Experten kritisieren hingegen den Gesetzesentwurf und warnen davor, dass weniger Polizeihunde die Beamten eher zur Waffe greifen lassen würden.
"Die Anzahl der Hunde, die auf der Straße sind, reduziert die Anzahl der Angriffe auf Beamte und die Anzahl der Schießereien, an denen Beamte beteiligt sind, was letztendlich wahrscheinlich auch das Leben einer Reihe von Verdächtigen retten würde, die sonst am Ende Opfer von Schüssen gewesen wären", so der pensionierte K-9-Führer Bob Eden.
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