Hilferuf endet in Tragödie: Polizei schießt Jungen mit Behinderung nieder
Pocatello (USA) - Am Samstag eskalierte in Pocatello im US-Bundesstaat Idaho eine dramatische Situation. Ein Nachbar wollte helfen, doch wenig später lag ein 17-jähriger Junge mit Kugeln im Körper am Boden - abgefeuert von Polizisten.

Die Polizei gab an, wegen einer gemeldeten Auseinandersetzung mit mehreren Personen zu einem Wohnhaus gerufen worden zu sein, wie NBC berichtet.
Vor Ort trafen die Beamten auf Victor Perez, der ein Messer bei sich trug. Der Jugendliche leidet an körperlichen und geistigen Einschränkungen und befand sich zum Zeitpunkt des Einsatzes offenbar in einem psychischen Ausnahmezustand.
Ein Augenzeugen-Video zeigt die dramatischen Szenen im Vorgarten der Familie: Victor befindet sich hinter einem Zaun im Vorgarten, vier bewaffnete Polizisten kommen an und fordern ihn auf, das Messer fallen zu lassen. Er steht auf, bewegt sich auf die Polizisten hinter dem Zaun zu - dann fallen Schüsse.
Brad Andres, der den Notruf abgesetzt und das Video aufgenommen hatte, meldete sich später zu Wort: Aus seiner Sicht sei die Situation nicht akut bedrohlich gewesen. Man hätte sich einfach von Victor entfernen können.
"Ich möchte der Familie nur mein tiefstes Mitgefühl aussprechen, wir haben versucht, Ihnen zu helfen. Wir haben nicht versucht, ein Erschießungskommando in die Harrison Street zu bringen", sagte er.
Familie berichtet von neun abgefeuerten Schüssen

Laut Polizei wurde unmittelbar danach Erste Hilfe geleistet und der schwerverletzte Victor ins Krankenhaus gebracht.
Seine Familie berichtet, dass insgesamt neun Schüsse abgegeben wurden. Der 17-Jährige musste bereits drei Operationen über sich ergehen lassen, bei einer davon wurde ihm ein Bein amputiert.
Victors Tante Ana Vazquez schilderte, dass ihr Neffe das geistige Entwicklungsniveau eines fünfjährigen Kindes habe und sich nur eingeschränkt bewegen könne.
Zwar habe er in seinem Ausnahmezustand ein Messer bei sich getragen, doch sei er in der Regel leicht zu beruhigen. "Wir bekommen ihn immer wieder unter Kontrolle. Als die Beamten kamen, haben sie nicht einmal gefragt, was los ist", erklärte sie.
Polizeichef verteidigt den Vorfall

Polizeichef Roger Schei äußerte sich am Montagabend auf einer Pressekonferenz zum Einsatz.
"In solchen Situationen müssen die Beamten innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen. Sie bewerten die Bedrohung nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen in der Nähe", meinte er.
Da sich laut Polizei weitere Personen in unmittelbarer Nähe von Victor befanden, sei die Situation als potenziell gefährlich eingeschätzt worden.
Zum veröffentlichten Video sagte Schei, es zeige lediglich "einen Blickwinkel" – man müsse alle verfügbaren Beweise prüfen.
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