"Gerechtigkeit für Annie!" - Zutrauliches Reh vor laufender Kamera von Polizisten hingerichtet
Lawrence (Michigan/USA) - Gerechtigkeit für Annie! Bei einem Polizeieinsatz in den USA wurde ein zutrauliches Reh offenbar völlig grundlos erschossen. Der Todesschütze wurde vom Dienst suspendiert.
Warum musste Annie sterben?
Nach den Todesschüssen vom Freitag wollen die Menschen von Lawrence (US-Bundestaat Michigan) Antworten. Sie können nicht verstehen, warum das zutrauliche Reh, das so viele im 1000-Einwohner-Dorf kannten, von Officer Loza grausam hingerichtet wurde.
Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie der Polizist zunächst versucht, Annie zu bändigen. Es kommt zu einer Rangelei. Schließlich gelingt es ihm, das unschuldige Reh mit einer Stange zu Boden zu bringen. Dann zieht Officer Loza seine Dienstwaffe und schießt dem Tier aus nächster Nähe in den Kopf.
"Es gab keinen Grund, sie zu töten, sie hat nie jemandem etwas getan", sagt Anwohnerin Pamela Babb zum Sender WWMT. Sie kann das grausame Verhalten des Polizisten nicht verstehen.
Die mehrfache Großmutter fand Annie vor zwei Jahren, da war sie noch ein Baby. Ihre Mutter starb bei einem Autounfall, erklärt Pamela Babb. Weil in der Auffangstation allerdings kein Platz mehr war, habe ihre Familie das mutterlose Tier aufgenommen und mit der Flasche großgezogen. Besonders ihrer Enkeltochter habe Annie sehr am Herzen gelegen. Dreimal am Tag fütterte das Mädchen das junge Reh, bis Annie für sich selbst sorgen konnte.
"Als sie älter war, kam sie immer wieder auf die Farm zurück, um mit mir, den Kindern und den Tieren zu spielen", erinnert Babb an die gemeinsame Zeit mit Annie.
Anwohner vom Verhalten der Ordnungshüter entsetzt
Auch Shelbi Rindfield ist wütend.
Die 18-Jährige kannte das Reh gut. Häufig kam das Reh zu Besuch auf die Farm ihrer Eltern. Wenn die Scheune offen war, legte sich Annie gerne ins Stroh, um zu schlafen, erinnert sich Shelbi. "Sie war so zutraulich, jeder konnte sie streicheln", sagte die junge Frau zum Portal mlive.
Für sie ist die Sache noch nicht vorbei. An den Rehkiller gewandt, sagte sie: "Annie zu erschießen, könnte die dümmste Entscheidung deiner Karriere gewesen sein." Am Vorgehen der Polizei hagelt es teils heftige Kritik. Unzählige erboste Briefe, Anrufe und Nachrichten bei Social Media sind wohl schon eingegangen.
Officer Loza soll seine Social-Media-Profile gelöscht haben.
Nach tödlichen Schüssen auf zahmes Reh: Polizist vom Dienst suspendiert
Inzwischen sah sich der zuständige Sheriff zum Handeln gezwungen. Hieß es erst, dass man eine Anzeige gegen Pamela Babb wegen "rechtswidriger Domestizierung eines Wildtieres" prüfe, erfolgte am Freitagabend die Wende.
"Der betroffene Beamte wurde vom Dienst suspendiert", hieß es in einem Polizei-Statement.
Doch für Shelbi Rindfield und ihre Mitstreiter ist die Sache noch nicht vorbei. "Er hat etwas von Lawrence genommen, das nicht zu ersetzen ist", klagt die junge Frau an. "Annie wurde von vielen Menschen hier in der Gemeinde geliebt. Sie besuchte regelmäßig alle und machte ihre Runden."
Inzwischen haben die Menschen von Lawrence eine Gruppe bei Facebook gegründet. "Gerechtigkeit für Annie", fordern sie. Mehr als 2200 Menschen haben sich bereits angeschlossen.
Titelfoto: Montage: Facebook/Justice for Annie, Facebook/Theresa Shriver