Freilassung am Valentinstag: 50-Jähriger war 28 Jahre zu Unrecht in Haft
St. Louis (Missouri) - Unschuldig im Knast: Nachdem er über die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht hatte, wegen eines Mordes, den er nicht begangenen hatte, wurde Lamar Johnson (50) endlich freigesprochen.
Für den 50-Jährigen wird es wohl der schönste Valentinstag in seinem Leben gewesen sein. Am gestrigen Dienstag konnte endlich seine Unschuld am Mord an Marcus Boyd (†25) bewiesen werden.
1994 soll der damals 22-Jährige den 25-Jährigen getötet haben. Deshalb wurde er 1995 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Neben ihm stand noch Phillip Campbell auf der Anklagebank. Er bekannte sich schuldig und musste im Gegenzug nur sieben Jahre ins Gefängnis.
Während des Prozesses erklärte der 50-Jährige immer wieder, dass er unschuldig sei, berichtet Kansas City Star. Darüber hinaus bekam er ein paar Monate nach seiner Verhaftung einen Brief, der dies bewies. Der eigentliche Mörder von Boyd fühlte sich schuldig und schickte Johnson ein Geständnis.
Dies leitete der mehrfache Vater an den zuständigen Richter weiter, welcher es ignorierte. Erst als 2019 das Team der Staatsanwältin Kimberly M. Garner von den Anwälten des 50-Jährigen kontaktiert wurde, kam neues Leben in den Fall.
"Es bedurfte einer Unschuldsorganisation, drei Anwaltskanzleien, des Bezirksstaatsanwalts, beider Kammern der Legislative von Missouri und der Unterschrift des Gouverneurs unter einem für ihn verabschiedeten Gesetz, um Lamar Johnson zu befreien. Das ist unerträglich. Das ist keine Gerechtigkeit. Wir können und müssen es besser machen", wird Johnsons Anwalt von der Zeitung zitiert.
Am morgigen Donnerstag wird der 50-Jährige freigelassen.
Einer der Zeugen wurde von der Polizei unter Druck gesetzt, er bekam 4000 Dollar für seine Aussage
Für den Schuldspruch von Lamar Johnson waren zwei Zeugenaussagen ausschlaggebend. Zum einen die eines Gefängnisspitzels, welcher nicht nur ein Swastika-Tattoo hatte, sondern den 50-Jährigen auch rassistisch beleidigte.
Dieser Insasse behauptete, den mittlerweile zu Unrecht Verurteilten gehört zu haben, wie er den Mord gegenüber anderen Häftlingen gestand. Während des zweiten Prozesses im vergangenen Dezember konnte die Staatsanwältin beweisen, dass diese Aussage unglaubwürdig ist.
Bei dem zweiten Beweis, der zur Verurteilung von Johnson führte, handelte es sich um die Aussage von Greg Elking. Er war dabei, als der 25-Jährige 1994 von zwei maskierten Männern getötet wurde.
Gegenüber der Polizei erklärte Elking damals, dass er nicht in der Lage sei, die Angreifer zu identifizieren. Doch die Beamten ließen nicht locker. Der Augenzeuge "identifizierte" den 49-Jährigen schließlich anhand seiner Augen.
Im vergangenen Dezember erklärte Elking dann, dass seine Aussage nicht hätte berücksichtigt werden dürfen. Darüber hinaus hatte er sich damals von der Polizei unter Druck gesetzt gefühlt und nur deswegen einer Aussage zugestimmt.
Die Staatsanwältin fügte vor Gericht an, dass Elking nach seiner Aussage mindestens 4000 Dollar (3.734,65 Euro) bekam, berichtet The Guardian.
Einer der wahren Mörder gestand im vergangenen Dezember
Während des zweiten Prozesses gestand James Howard (46), zusammen mit Phillip Campbell den 25-Jährigen 1994 getötet zu haben. Dies hatte er in den 90ern auch Johnson bereits per Brief mitgeteilt. Das Geständnis des 46-Jährigen wurde durch die bei dem Mord verwendeten Skimasken und Waffen unterstützt.
Ein weiterer Beweis für die Glaubwürdigkeit von Howard war, dass er sich freiwillig einer weiteren möglichen Verurteilung aussetzte. 1997 wurde er wegen eines anderen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Trotz seiner unrechtmäßigen Inhaftierung wird Johnson keine Entschädigung durch den Staat Missouri zugestanden. Mithilfe einer Crowdfundig-Aktion sammeln sie nun Geld für den 50-Jährigen.
Ansonsten müsste er mittellos in sein neues Leben starten.
Titelfoto: Screenshot/gofundme/Help Lamar Johnson After Wrongful Conviction