Eskalierende Campus-Proteste in den USA: Ein Hauch von Vietnam
USA - Geraten die Campus-Proteste in den USA außer Kontrolle? Immer mehr Studenten demonstrieren gegen die Nahost-Politik von Präsident Joe Biden (81) und verlangen einen Kurswechsel.
An mehreren Universitäten des Landes scheint die Lage nicht mehr beherrschbar zu sein.
Zahlreiche Studenten protestieren gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Dabei kommt es auch zu antisemitischen Untertönen.
In Los Angeles kam es zu Ausschreitungen rivalisierender Protestgruppen, die nur durch die Polizei gestoppt werden konnten.
An der renommierten Elite-Universität Columbia musste ein von Demonstranten besetztes Hochschulgebäude geräumt werden und in Providence (Rhode Island) errichteten Studenten ein Zeltlager, um ihre Uni dazu zu zwingen, ihre finanziellen Beziehungen mit Israel zu überdenken.
Für den US-Präsidenten kommen die Proteste zu einer ungünstigen Zeit - sie gefährden die Wiederwahl Joe Bidens.
Campus-Proteste in den USA erinnern an frühere Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg
Die US-Regierung selbst sprach von einem "absolut falschen Weg" der Studierenden. "Das ist kein Beispiel für friedlichen Protest", so der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby (60). Gebäude mit Gewalt zu besetzen, sei falsch. Hetze und Hasssymbole hätten keinen Platz in Amerika.
Dass sich die Studenten davon beeindrucken lassen, ist unwahrscheinlich. Für viele sind die Demonstrationen auch eine symbolische Erinnerung an die damaligen Proteste gegen den Vietnam-Krieg.
Einige Hochschulen kündigten bereits an, Studenten notfalls exmatrikulieren zu wollen. Für Joe Biden ist es ein schmaler Balance-Akt - er muss einerseits die Rolle der USA als wichtigster Verbündeter Israels wahren, andererseits muss er dafür sorgen, dass die studentischen Proteste nicht vollends eskalieren.
Titelfoto: Ethan Swope/AP/dpa