Es war Ehrenmord: Mann tötet seine beiden Töchter und ist 12 Jahre auf der Flucht
Irving (Texas/USA) - Ein Familienvater aus den USA soll kaltblütig seine beiden Töchter (17,18) an Neujahr 2008 erschossen haben, weil er deren Lebensweise offenbar nicht akzeptieren wollte. Zwölf Jahre lang war Yaser Said auf der Flucht. Dann wurde er geschnappt. Jetzt begann sein Prozess. Die zentrale Frage: War es Ehrenmord?
"Mein Vater hat mich erschossen, ich sterbe... ich sterbe", konnte die 17-jährige Sarah noch an jenem Neujahrstag im Jahre 2008 dem Notruf sagen. Doch als die Retter eintrafen, waren das Mädchen und ihre 18-jährige Schwester Amina bereits tot, wie die New York Post berichtete.
Es gibt kaum einen Zweifel, dass die Schwestern von ihrem eigenen Vater Yaser Said (65) erschossen wurden. Demnach lockte der Mann die Mädchen in ein Taxi, fuhr mit ihnen auf den Parkplatz eines abgelegenen Hotels und erschoss sie noch im Fahrzeug. Danach tauchte der gebürtige Ägypter unter.
Schnell hatten die Ermittler den Verdacht: Said habe seine Töchter umgebracht, weil er mit deren westlicher Lebensweise nicht einverstanden war.
Die Indizien sprechen für Ehrenmord.
Nach seinem kranken Weltbild sollen die Mädchen "Schande über die Familie" gebracht haben, weil sie begannen, sich für Jungs zu interessieren.
Der mutmaßliche Ehrenmord beschäftigt die Menschen in Amerika
Yaser Said stand auf der "FBI Most Wanted"-Liste
Zunehmend steigerte sich der heute 65-Jährige in einen Wahn aus Gewalt, permanenter Kontrolle und Paranoia. Zeugen aus dem Umfeld der Mädchen bestätigten das später.
Eine Freundin der Familie sagte: "Er folgte ihnen überallhin und zeichnete jeden ihrer Schritte auf." Zudem soll er seine Töchter wiederholt bedroht und geschlagen haben...
Zwölf Jahre lang war Yaser Said auf der Flucht, stand seit 2014 gar auf der FBI "Most Wanted"-Liste der meistgesuchten Verbrecher Amerikas.
Zunächst wurde angenommen, dass Said sich nach Ägypten abgesetzt hatte, dann wollen Zeugen ihn in New York am Steuer eines Taxis gesehen haben.
Schließlich gelang den Ermittlern der Durchbruch: Keine 70 Kilometer vom Tatort entfernt versteckte sich der mutmaßliche Mörder in einer Wohnung. Nach wochenlanger Observierung klickten im August 2020 die Handschellen.
Am Montag begann in Dallas der Gerichtsprozess gegen Yaser Said. Bereits im letzten Jahr wurden sein Sohn Islam Said (34) und sein Bruder Yassein Said (61) zu zehn beziehungsweise zwölf Jahren verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Männer den mutmaßlichen Mörder bei seiner Flucht unterstützten und für ihn eine Wohnung mieteten.
Amerikanische Medien berichten, dass die Staatsanwaltschaft vor Gericht nicht die Todesstrafe anstrebt. Bei einer Verurteilung würde muss der 65-Jährige allerdings mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe ohne Aussicht auf Bewährung rechnen. Yaser Said bestreitet die Vorwürfe.
Titelfoto: Montage: Facebook/Justice for Sarah and Amina, Facebook/Irving Police Department