Ehemalige US-Navy-Offizierin betreibt russisches Propaganda-Netzwerk
Washington (USA) - Eines der größten englischsprachigen und pro-russischen Informationsnetzwerke, das derzeit im Netz zu finden ist, wird aus den USA heraus betrieben. "Donbass Devushka" verbreitet Fehlinformationen und russische Propaganda auf diversen Social-Media-Plattformen und wird ausgerechnet von einem ehemaligen Mitglied der US-Navy geleitet.
Sarah Bils ist eine 37-jährige Amerikanerin aus Oakland im US-Bundesstaat Washington. Wie das Magazin "Insider" berichtet, diente sie bis November 2022 auf der "US Naval Air Station" auf Whidbey Island und war Marine-Offizierin. Das bestätigte sie auch in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" (WSJ).
Heutzutage berichtet sie unter dem Namen "Donbass Devushka" auf verschiedenen sozialen Netzwerken online über den Krieg in der Ukraine. Sie bezieht eine deutlich pro-russische Stellung und verbreitet über Twitter, YouTube, Spotify und Telegram entsprechende Ideologien und Propaganda.
Bils veröffentlicht mit einem Team von 15 weiteren Personen teils anschauliche Bilder der Kämpfe und lobt die Brutalität des russischen Militärs inklusive des Söldnertrupps Wagner. Den Tod ukrainischer Soldaten feiert sie sogar gelegentlich.
In der Vergangenheit behauptete die 37-Jährige, aus Osteuropa zu stammen, nähere Angaben machte sie allerdings nicht. In einigen Podcastfolgen kann man hören, wie sie mit Akzent spricht, wobei dieser laut dem "Insider"-Bericht nur wenig authentisch klingen soll.
Sarah Bils' osteuropäische Herkunft konnte bisher nicht offiziell bestätigt werden.
In der Vergangenheit nutzt Bils auch den Namen Mila Medvedev und postete Bilder von sich
Insgesamt hat Bils mehr als 100.000 Follower
Auf dem Telegram-Kanal von "Donbass Devushka" wird Dutzende Male am Tag gepostet. Bils sagt, ihr Account sei ein "Informationskrieg im russischen Stil", der "die multipolare Welt zusammenbringt".
Ironischerweise verurteilte die 37-Jährige die Arbeit im US-Militär, indem sie twitterte: "Ich werde Crack dienen, bevor ich diesem Land diene." Bei ihren Zehntausenden Anhängern wurde dieser Post zu einer Art Meme, der regelmäßig wieder in ihrem Netzwerk auftaucht.
Auch anhand von Bils' Spotify-Biografie, in der es heißt, sie befasse sich mit bekannten Gästen, die "verschiedene Blickwinkel mit geopolitischen Nachrichten aus der ganzen Welt" mitbringen, gibt sich die Russland-Unterstützerin weltoffen.
Jedoch beginnt jede Podcast-Folge mit einem Ausschnitt russischer Propaganda-Hymnen. Nicht selten wird über den Zweiten Weltkrieg und die ehemalige Sowjetunion diskutiert, wobei vor allem die angeblich gute Organisation und die Stärke des kommunistischen Regimes betont werden.
Ihr Telegram-Account wurde angesichts des Datenlecks in den USA, das sensible Daten zum Ukraine-Krieg an die Öffentlichkeit sickern ließ, ebenfalls beschuldigt, ähnliche Informationen geteilt zu haben.
Vier von Dutzenden Bildern des US-Geheimdienstes, die an die Öffentlichkeit gelangt waren, sollen in leicht abgewandelter Form auf "Donbass Devushkas" Telegram-Account aufgetaucht sein.
(Weiter-)Verbreitung geheimer US-Dokumente?
Gegenüber WSJ sagte Sarah Bils, sie habe nicht geholfen, die Dokumente durchsickern zu lassen. Sie stritt außerdem ab, dass ihr Kanal geänderte Versionen davon veröffentlichte.
"Natürlich kenne ich die Schwere streng geheimer klassifizierter Materialien", sagte die 37-Jährige, die zu ihren Navy-Zeiten auch im Umgang mit Geheimdokumenten geschult wurde.
Die Posts, die die Bilder der geleakten US-Dokumente zeigten, wurden mittlerweile von Bils Telegram-Kanal gelöscht.
Am 13. April veröffentlichte "Donbass Devushka" jedoch die Theorie, dass die Regierung das Datenleck selbst inszeniert habe.
Titelfoto: Bildmontage: Richard Wainwright/AAP/dpa, Screenshot: Twitter/Donbass Devushka