"Clinton mag sie jung": Gericht gibt Papiere um Sex-Straftäter Epstein mit über 170 Namen frei
New York City (USA) - Im Missbrauchsskandal um den US-Multimillionär Jeffrey Epstein (†66) hat ein Gericht die Klarnamen von mutmaßlich rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen veröffentlicht.
Sie wurden in einem Zivilstreit zwischen der geschädigten US-Amerikanerin Virginia Giuffre (40) und Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell (62) genannt.
In den über 900 Seiten Gerichtsunterlagen finden sich unter anderem die zuvor in diesem Kontext bereits bekannten Namen des früheren US-Präsidenten Bill Clinton (77) und des britischen Prinzen Andrew (63), die einst als Vertraute von Epstein galten. Epstein ist seit knapp viereinhalb Jahren tot.
Eine Nennung bedeutet nicht, dass die Person aktiver Teil des Missbrauchsnetzwerks um Epstein war, sondern zunächst nur, dass der Name in dem Zivilprozess fiel. Manche Personen der Liste sind beispielsweise auch Verwandte von Missbrauchsopfern Epsteins.
Clinton, bisher im Prozess als "John Doe 36" (etwa "Max Mustermann 36") bezeichnet, hatte Medien zufolge gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben.
Ex-Präsident Clinton wird mehrmals erwähnt
Die nun veröffentlichten Unterlagen enthalten Clintons Namen Dutzende Male, unter anderem in Zeugenaussagen, die ihn in die Nähe der Taten Epsteins rücken.
Laut Medienberichten, unter anderem von The Guardian, enthielt ein Dokument eine Aussage von Johanna Sjoberg. Maxwell hatte sie angeblich für sexuelle Handlungen mit dem verstorbenen Epstein angeworben. In ihrer Aussage sagte Sjoberg, Epstein habe "einmal gesagt, dass Clinton sie jung mag, und sich dabei auf Mädchen bezogen".
Ebenso häufig und in teils ähnlichem Kontext taucht Prinz Andrew namentlich auf. Der Adelsspross konnte 2022 einen Zivilprozess im Zusammenhang mit Epsteins Missbrauchsring abwenden. Er gab öffentlich trotz der Vorwürfe der US-Klägerin Virginia Giuffre gegen ihn nie zu, Sex mit der damals Minderjährigen gehabt zu haben.
Epstein war im Juli 2019 festgenommen worden. Der bis in die höchsten Kreise vernetzte Geschäftsmann soll zahlreiche auch minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und sie anderen Männern zugeführt haben.
Angeblich jahrzehntelanger Missbrauch
Rund einen Monat nach der Festnahme wurde Epstein im Alter von 66 Jahren tot in seiner Zelle gefunden. Offiziellen Angaben zufolge nahm er sich das Leben.
Jahrzehntelang soll der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger auf Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands stattgefunden haben. Eine frühere Anklage gegen Epstein mündete in einen für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal, der ihn zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt.
Der Fall hatte auch deshalb weltweit für Aufsehen gesorgt, weil der Unternehmer bis in die höchsten Kreise vernetzt war. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien.
Auch die Veröffentlichung der nun freigegebenen Dokumente hatte im Vorhinein für viele Spekulationen um Prominente geführt.
In den vorliegenden Schriften wird auch der ehemalige Präsident Donald Trump (77) genannt - jedoch lediglich im Kontext der Befragung einer Zeugin, die angab, zu Trump niemals sexuellen Kontakt gehabt zu haben.
Neu scheinen dagegen die Namensnennungen des "King of Pop" Michael Jackson (†50) und des Astrophysikers Stephen Hawking (†76) zu sein. Aus ihnen scheint sich zumindest die einmalige Anwesenheit der Prominenten bei einer Veranstaltung Epsteins abzuleiten.
Titelfoto: Fotomontage: New York State Sex Offender Registry/AP/dpa//Evan Agostini/Invision/AP/dpa