Baupfusch? Luxus-Wolkenkratzer versinkt im Boden und gerät immer mehr in Schieflage

San Francisco (USA) - Der Millennium Tower von San Francisco sackt ab und gerät immer mehr in eine bedenkliche Schieflage. Das Problem am 197-Meter-Turm ist schon seit Langem bekannt. Doch die exorbitant teure Reparatur scheiterte.

Nie enden wollende Probleme: der Millennium Tower von San Francisco.
Nie enden wollende Probleme: der Millennium Tower von San Francisco.  © Montage: USTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Der erst 2009 eröffnete Luxus-Wohnturm im Herzen der kalifornischen Metropole ist einem Bericht des Fernsehsenders NBC zufolge bereits 40 Zentimeter abgesunken und begann sich infolgedessen zu neigen.

Das Problem ist den Behörden schon seit Jahren bekannt und erhitzt die Gemüter in San Francisco. Man versprach Abhilfe und begann ab 2021 mit umfassenden Arbeiten am Turm, um das Fundament zu stabilisieren. Knapp 100 Millionen Dollar (umgerechnet 91 Millionen Euro) soll die Reparatur nach Angaben des Portals "Business Insider" gekostet haben.

Doch das brachte nichts. Im Gegenteil: Der Millennium Tower ist schiefer denn je. Satte 70 Zentimeter kippt der fast 200 Meter hohe Wolkenkratzer mittlerweile nach Nordwesten.

Der Turm ist 197 Meter hoch. 419 Luxus-Wohnungen beherbergt der Wolkenkratzer.
Der Turm ist 197 Meter hoch. 419 Luxus-Wohnungen beherbergt der Wolkenkratzer.  © JUSTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Millennium Tower von San Francisco wird zum Fiasko

Dieses auf Satellitendaten basierende Bild wurde 2015 von der europäischen Weltraumagentur ESA angefertigt und zeigt, wie sich der Turm absenkt.
Dieses auf Satellitendaten basierende Bild wurde 2015 von der europäischen Weltraumagentur ESA angefertigt und zeigt, wie sich der Turm absenkt.  © Contains modified Copernicus Sentinel data (2015–16) / ESA SEOM INSARAP study / PPO.labs / Norut / NGU

Für die vielen Kritiker der 100-Millionen-Dollar-Sanierung war das Scheitern abzusehen. Viele sind überzeugt: Die Reparaturen gingen nicht weit genug. Außerdem weise das Gebäude grundlegende Planungsfehler auf.

Die Skeptiker monieren, dass der Wolkenkratzer auf Sand gebaut sei, dass die Pfähle seines Fundamentes nicht bis in festes Gestein reichen und er zu schwer sei. Statt Stahl haben die Bauherren zu viel Beton verbaut. Die Kritiker weisen auch auf die erhöhte Erdbeben-Gefahr im Großraum San Francisco hin. Einigen wäre es wohl am liebsten, man würde den Turm abreißen.

Beim Projektentwickler sieht man die Sache naturgemäß ganz anders. Die Probleme hatten erst begonnen, als die Stadt ab 2010 einen neuen Mega-Busbahnhof neben dem Turm errichtete. Dabei sei zu viel Grundwasser abgepumpt worden, der Millennium Tower sackte deswegen ab. Dumm nur: Die Entwickler sollen bereits seit 2008 vom Absinken gewusst haben, aber das Ausmaß des Problems verschwiegen haben, hieß es in einem älteren NBC-Bericht.

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Trotzdem gab ein Gericht den Turm-Erbauern recht und verdonnerte die Stadt, für den Schaden zu blechen.

Wohnungseigentümer wollen Schadensersatz

Der Fall beschäftigt die Gerichte bis heute. Denn inzwischen haben auch die zumeist sehr wohlhabenden Eigentümer der 419 Apartments geklagt. Sie fürchten um ihr Investment und machen geltend, dass der schiefe Turm den Wert ihrer Wohnungen erheblich gesenkt habe.

Und tatsächlich: Tiefe Risse zieren die Keller und Tiefgarage des 58-Stock-Wohnhauses und sind Zeuge dafür, dass etwas im Millennium Tower im Argen ist.

Entgegen anderslautender Befürchtung ist nicht zu erwarten, dass der Millennium Tower demnächst einstürzen wird, versichern die Behörden. Dazu senke sich das Bauwerk zu langsam ab.

Ob Baupfusch oder nicht: Der Problemturm von San Francisco dürfte die Einwohner der US-Metropole wohl noch länger beschäftigen ...

Titelfoto: Montage: USTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP, JUSTIN SULLIVAN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

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