Aussteiger-Familie will in der Wildnis leben - und stirbt!
Colorado (USA) - Sie suchten ein Leben fernab der Zivilisation und bereiteten sich mit YouTube-Videos auf ihr großes Abenteuer in der Wildnis vor. Jetzt sind eine Frau aus Colorado, ihre Schwester und ihr Sohn tot - erfroren und verhungert in den Rocky Mountains.
Rebecca Vance (42), ihr 14-jähriger Sohn und ihre Schwester Christine (41) wollten ein neues, ein besseres Leben beginnen.
Desillusioniert von der Weltlage und verängstigt durch die Corona-Pandemie beschloss die Familie aus dem US-Bundesstaat Colorado im Sommer 2022, ein autarkes Leben in der Wildnis der Rocky Mountains zu führen - "off the grid", also abseits des Stromnetzes.
"Es gefiel ihr nicht, wie die Welt lief, und sie dachte, es wäre
besser, wenn sie, ihr Sohn und Christine allein wären, weg von allen",
berichtete Rebeccas Stiefschwester Trevala Jara gegenüber der Washington Post.
Sie selbst habe ihre Schwestern, die sich ausschließlich mithilfe von YouTube-Tutorials auf ihr Outdoor-Abenteuer vorbereitet hätten, mehrfach vor ihrem Vorhaben gewarnt, so die 39-Jährige, die am Ende mit ihrem Rat Recht behalten sollte.
Dem Bericht zufolge machten Wanderer Mitte Juli in den Rocky Mountains einen grausigen Fund: In der Nähe eines improvisierten Campingplatzes fanden sie die stark verwesten Leichen von Jaras Stiefschwestern und ihrem Neffen, die vermutlich erfroren oder verhungert waren.
Die Familie sei wohl durch Kälte und Unterernährung gestorben, als sie im Winter in einem Zelt im Gunnison Forest Schutz gesucht habe, berichtete die Lokalzeitung The Gazette unter Berufung auf Gerichtsmediziner.
Vorbereitung mit YouTube-Videos: Verstorbene Aussteiger-Familie hatte keine Outdoor-Erfahrung
Die drei sollen vor Ort hauptsächlich von Vorräten und Konservenbüchsen gelebt haben, hätten aber keinerlei Erfahrung im Überleben in der Natur gehabt und sich wohl auch nicht selbst versorgt.
"Das letzte Mal, dass sie überhaupt campen gingen, war, als wir Kinder waren", erinnerte sich ihre Schwester. Dennoch wolle sie nicht, dass die Menschen sie für verrückt hielten. Ihre Stiefschwester Rebecca habe wirklich geglaubt, "sie würde ihre Familie beschützen".
Den tragischen Tod ihrer Angehörigen nutzte Trevala Jara auch für einen eindringlichen Appell an alle Menschen, die mit dem Leben in der Wildnis, das auch in Deutschland etwa durch Formate wie "7 vs. Wild" immer populärer wird, liebäugeln und vom "Aussteigen" träumen.
"Falls ich irgendjemanden erreichen kann, der denkt, er könne 'off the grid' leben, indem er vorher YouTube schaut oder sich im Internet informiert, würde ich ihn bitten, sich das zweimal zu überlegen!"
Titelfoto: Unsplash/Hunter James