Nach dem Tod ist noch nicht Schluss: Erdogan will Gülen-Bewegung zerschlagen

Istanbul - Nach dem Tod des Predigers Fethullah Gülen (†83) will der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan (70) auch weiter gegen die Gülen-Bewegung in der Türkei vorgehen.

Fethullah Gülen (†83) lebte seit 1999 im Exil in Pennsylvania.
Fethullah Gülen (†83) lebte seit 1999 im Exil in Pennsylvania.  © Chris Post/AP/dpa

Laut der türkischen Regierung soll die in der Türkei als Fetö bezeichnete Organisation hinter dem gescheiterten Putschversuch von 2016 stecken. "Als Staat werden wir unseren Kampf so lange entschlossen fortsetzen, bis Fetö vollständig ausgemerzt ist", sagte Erdogan. Gülen nannte er "Oberverräter".

Gülen, der seit 1999 in den USA gelebt hatte, war am Sonntagabend in einem Krankenhaus im Bundesstaat Pennsylvania gestorben. Gülen war bis zum öffentlichen Bruch 2013 mit Erdogan verbündet. Eine Beteiligung an dem Putschversuch hatte er stets abgestritten und Erdogan vorgeworfen, diesen selbst inszeniert zu haben.

Am 15. Juli 2016 hatten in der Türkei Teile des Militärs gegen die Regierung von Präsident Erdogan geputscht. Der Aufstand wurde schließlich niedergeschlagen. Mehr als 250 Menschen starben und mehr als 2000 wurden verletzt.

Der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan (70) will weiter gegen die Gülen-Bewegung in der Türkei vorgehen.
Der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan (70) will weiter gegen die Gülen-Bewegung in der Türkei vorgehen.  © dpa | Michael Kappeler

Seine Bewegung als Terrororganisation

Unter dem Ausnahmezustand, den Erdogan anschließend ausrief und der erst im Juli 2018 endete, ging die Regierung gegen mutmaßliche Putschisten und Anhänger von Gülens Bewegung, aber auch gegen Oppositionelle vor.

Per Dekret wurden damals mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen und Zehntausende Menschen verhaftet. In der Türkei ist die Gülen-Bewegung als Terrororganisation eingestuft.

Beobachter sehen die international agierende Bewegung nach dem Tod ihres Gründers als zerrissen.

Titelfoto: Montage: dpa | Michael Kappeler, Chris Post/AP/dpa

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