Istanbuls Bürgermeister: Erdogan-Kontrahent Imamoglu festgenommen

Von Marc Kalpidis, Ergin Hava, Anne Pollmann

Istanbul - Wenige Tage vor seiner geplanten Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten der größten Oppositionspartei in der Türkei ist der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu (53) verhaftet worden - einer der wichtigsten Kontrahenten von Staatschef Recep Tayyip Erdogan (71).

Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu wurde festgenommen.
Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu wurde festgenommen.  © Emrah Gurel/AP/dpa

Das bestätigte die Partei CHP, die Imamoglu am Sonntag offiziell zu ihrem Kandidaten für die nächste reguläre Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 ernennen wollte.

CHP-Chef Özgür Ozel sprach von einem Putschversuch und einem entscheidenden Moment für die Zukunft der türkischen Demokratie.

Nach der Festnahme sind in der Millionenmetropole mehrere Straßen gesperrt worden. Vier Tage lang bleiben laut dem Gouverneursamt in der Innenstadt ausgewählte Straßen gesperrt, zudem werden mehrere Bahnstationen geschlossen.

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Auch seien alle Arten von Versammlungen und Demonstrationen bis zum 23. März verboten, "um die öffentliche Ordnung in der gesamten Provinz aufrechtzuerhalten und mögliche Provokationen zu verhindern".

Gegen Imamoglu wird auch wegen Terrorvorwürfen ermittelt. Dem Oppositionspolitiker werde Unterstützung der verbotenen kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Imamoglu veröffentlichte am Morgen auf der Plattform X ein Video, in dem er davon sprach, dass Hunderte Polizisten vor seiner Haustür stünden. "Wir befinden uns im Angesicht einer großen Tyrannei", schrieb er dazu. Er werde aber nicht aufgeben.

Mehrere Fernsehsender berichteten, die Polizei habe sich Zutritt zu Imamoglus Anwesen verschafft und das Gebäude durchsucht.

Imamoglu drohen Haftstrafen und Politikverbote

Recep Tayyip Erdogan ist seit 2014 türkischer Präsident.
Recep Tayyip Erdogan ist seit 2014 türkischer Präsident.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen Imamoglu hatte sich schon vorher angekündigt.

Am Dienstag war bekanntgeworden, dass die Istanbul-Universität ihm den Hochschulabschluss aberkannt hat. Dieser ist Voraussetzung zur Kandidatur für das Präsidentenamt.

Hintergrund der Annullierung soll ein angeblich unrechtmäßiger Universitätswechsel sein. Imamoglu erklärte, er wolle gegen die Entscheidung vor Gericht ziehen, habe aber das Vertrauen in faire Urteile verloren. Ihm drohen in einer Reihe weiterer Verfahren Haftstrafen und Politikverbote.

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Sein Anwalt Kemal Polat hatte der Deutschen Presse-Agentur vor Bekanntwerden des Haftbefehls gesagt, Imamoglu könne erst als Präsidentschaftskandidat antreten, wenn alle Rechtswege gegen die Entscheidung ausgeschöpft seien. Der Vorsitzende der CHP, Özgür Özel, sprach von einer politischen Entscheidung.

Erstmeldung 7.04 Uhr, zuletzt aktualisiert 8.49 Uhr.

Titelfoto: Emrah Gurel/AP/dpa

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