Hotel-Brand mit 79 Toten: Junge Kellnerin (25) ruft Vater an und springt dann aus dem 12. Stock

Bolu (Türkei) - Der verheerende Brand im Ski-Hotel "Grand Kartal" erschüttert die Menschen in der Türkei. 79 Menschen starben in der Feuerhölle. Auch die junge Kellnerin Şevval Şahin (25) ist unter den Toten. In ihren letzten Minuten telefonierte sie mit ihrem Vater. Dann traf die junge Frau eine Entscheidung aus Verzweiflung.

Auch Kellnerin Şevval Şahin (25) ist unter den Toten der Tragödie vom Grand Kartal Hotel.
Auch Kellnerin Şevval Şahin (25) ist unter den Toten der Tragödie vom Grand Kartal Hotel.  © Montage: Facebook/isigmeclisi, DHA (Demiroren News Agency) / AFP

"Papa, was soll ich tun?", sagte Şevval noch im Videochat zu ihrem Vater Erol. "Spring nicht, Mädchen", flehte er sie an. Doch da hatte sich das Feuer bereits im gesamten Hotel ausgebreitet - in ihrer Verzweiflung stürzte sich Şevval aus dem 12. Stock.

Die 25-Jährige verstarb am Folgetag auf der Intensivstation des Universitäts-Krankenhauses von Bolu, berichtet die Zeitung Sabah. Mit der jungen Kellnerin starben 78 weitere Menschen bei der Tragödie, die sich im Wintersportort im Katalkaya Ski-Resort in der Provinz Bolu zutrug. Dutzende wurden zum Teil schwer verletzt.

Inzwischen wurde Şevval unter großer Anteilnahme in ihrem Heimatort Bartin beigesetzt. Die 25-Jährige arbeitete erst seit sechs Wochen im Skihotel, hielt sich in der Katastrophennacht in ihrem Zimmer auf der Personaletage auf.

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Nach allem, was bekannt ist, brach das Feuer gegen 3 Uhr morgens im vierten Stock des Holzgebäudes aus und breitete sich rasend schnell aus. Erst nach Stunden war der Brand unter Kontrolle. In der Türkei wurde nach der Katastrophe vom Dienstag Staatstrauer ausgerufen, Fahnen wehen auf halbmast.

Brand im "Grand Kartal Hotel" - Eigentümer festgenommen

Das 1998 erbaute "Grand Kartal Hotel" verfügte über 161 Zimmer und bot Platz für 350 Gäste.
Das 1998 erbaute "Grand Kartal Hotel" verfügte über 161 Zimmer und bot Platz für 350 Gäste.  © DHA (Demiroren News Agency) / AFP

Nach der Tragödie wurden massive Sicherheitsmängel im 1998 erbauten "Grand Kartal Hotel" bekannt, berichtet Hürriyet.

Einfachste Vorkehrungen wie Feuermelder, Fluchttreppen oder Hinweisschilder im Fall eines Brandes fehlten. Lediglich 25 Feuerlöscher gab es im Hotel (161 Zimmer, 350 Betten).

Ein gültiges Brandschutz-Zertifikat konnte der Eigentümer nicht vorlegen. Stattdessen ließ der Hotelier erst vor Kurzem einen Tunnel zwischen dem Unglückshotel und einem benachbarten Hotel bauen.

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Zuletzt kostete ein dreitägiger Aufenthalt im Luxus-Hotel zwischen 99.000 und 148.500 Türkische Lira - rund 2650 bis 4000 Euro.

Der Hotelbesitzer und acht weitere Personen wurden festgenommen. Die Ermittlungen dauern an.

Titelfoto: Montage: Montage: Facebook/isigmeclisi, DHA (Demiroren News Agency) / AFP

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