Fast 77 Jahre später! Neue Ermittlungen zu Masaryks Fenstersturz in Prag
Prag - Fast 77 Jahre nach dem mysteriösen Fenstersturz des tschechoslowakischen Außenministers Jan Masaryk in Prag nimmt die Polizei die Ermittlungen wieder auf.
Grund dafür seien neu entdeckte Dokumente aus diplomatischen und Geheimdienst-Archiven, teilte das tschechische Institut für die Dokumentation und Untersuchung der kommunistischen Verbrechen mit.
Der Tod des als prowestlich geltenden Politikers auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gibt bis heute Rätsel auf. Manche Historiker gehen davon aus, dass Masaryk von sowjetischen Agenten ermordet wurde. Seine Leiche wurde am 10. März 1948 im Hof des tschechoslowakischen Außenministeriums gefunden - unterhalb des Fensters des Badezimmers seiner Dienstwohnung. Mehrere Monate zuvor war ein Sprengstoffattentat gegen ihn gescheitert.
Die vormals geheim gehaltenen Archivalien aus den USA, Großbritannien und Frankreich sollen nun ausgewertet werden. Die Ermittler erhoffen sich davon nach eigener Aussage "Antworten auf manche seit Langem unbeantwortete Fragen". Das Institut für die Dokumentation und Untersuchung der kommunistischen Verbrechen in Prag ist Teil der polizeilichen Ermittlungsbehörden.
Alternative Hypothesen gehen von einem Suizid oder einem Unfall aus.
Wer war Jan Masaryk?
Jan Masaryk war der Sohn des Staatsgründers und ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomas Garrigue Masaryk. Er genoss daher in der Öffentlichkeit hohes Ansehen und war den Kommunisten ein Dorn im Auge. Die sozialistische Herrschaft endete erst mit der Samtenen Revolution, der demokratischen Wende in der damaligen Tschechoslowakei von 1989.
Der Staat teilte sich später in Tschechien und die Slowakei.
Titelfoto: Bildmontage/Arno Burgi/dpa, CZECHOSLOVAKIA - MASARYK/afp