Auf dem Wein-Dampfer "Labe" gemütlich durchs Böhmische
Usti nad Labem (Tschechien) - Ahoi und "Na zdravi" (Prost) an Bord der "Labe": Mit rund 100 Gästen an Bord, Live-Musik und einem üppigen Vorrat nördböhmischen Weines legt der Raddampfer (1949) der Labska plavebni spolecnost (Elbedampfschiff-Gesellschaft) zur ganztägigen Wein-Fahrt (9.30 bis 19.30 Uhr) am Anleger Usti nad Labem - Vanov ab.
Die Stimmung ist ausgelassen, die Vorfreude auf die anstehende Verkostung von acht Weinen unter den Gästen spürbar. Die ersten Passagiere summen bereits mit, kaum dass Musiker Rostislav den ersten Hit auf seiner E-Gitarre zupft.
Während die 54 Meter lange "Labe", die einst nach dem Vorbild des 1880 auf der Blasewitzer Werft erbauten Dampfers "Kaiser Franz Josef" in den 1940er-Jahren in Prag erbaut wurde, langsam durch die bewaldete Landschaft der Ausläufer des Mittelgebirges schippert, schenken Krystina (20) und ihre Kolleginnen den ersten Wein aus dem Gebiet um Roudnice nad Labem aus.
Das 43 Kilometer flussaufwärts liegende Städtchen ist auch Ziel der Fahrt.
Bis dorthin werden noch drei weitere Weinproben und ein deftiges Schnitzel gereicht, während das Land rechts und links der Elbe flacher wird und Gästeführerin Sarka auf die Highlights wie den Berg Milesevska oder die Stadt Litomerice aufmerksam macht.
Wein, Böden, Geländer ... Luft nach oben gibt es immer!
Oben steuert Kapitän Vlastimil (62) den historischen Dampfer "Labe" ruhig durch Fluss und Schleusen.
"Das ist mal was Neues", freut er sich und winkt den staunenden Menschen am Ufer zu. Maschinist Honza (29), der die Original-Dampfmaschine von 1941 bedient, schwitzt indes im Maschinenraum. "Ich habe dafür eine Extra-Ausbildung bekommen."
Im Mai 2022 hatte Martin Komrska, Chef der Labska plavebni spolecnost, den Dampfer gekauft, der seit Mitte der 1990er-Jahre in Minden und Bremen fuhr, wo er zuletzt als "Weserstolz" unterwegs war. Seitdem bringt er die "alte Dame" auf Vordermann.
"Es muss noch einiges getan werden, wie beispielsweise an den Fußböden und Geländern", so Komrska. Auch an der Weinfahrt feilt er noch. "Die Weine sollen noch besser werden."
Den Passagieren scheint es indes zu munden. Nach einem Landgang in Roudnice nad Labem werden auf der Rückfahrt Weine des Gutes "Johann W" verkostet. Dazu gibt es Gegrilltes, an Deck zubereitet.
Nach rund zehn Stunden ist Ankunft zurück in Usti. Wer von dort noch schnell zum Bahnhof für die Rückreise muss: Der Shuttle-Dienst wartet schon ...
Titelfoto: Bildmontage: privat (2)