Totale Überwachung der Krönung? Polizei könnte bedenkliche Technik einsetzen
London - Vor einem ihrer größten Einsätze bei der Krönung von König Charles III. (74) am Samstag (6. Mai) prüft die Londoner Polizei den Einsatz einer umstrittenen Live-Gesichtserkennungstechnik.
"Wir ziehen das sehr stark in Erwägung", sagte der bei der Metropolitan Police für Großevents zuständige Kommissar, Ade Adelekan, kurz vor dem Großereignis bei einem Briefing in London.
Man wolle bis zuletzt abwägen, ob der Einsatz verhältnismäßig sei.
Mit der sogenannten Live-Gesichtserkennung werden Gesichter auf Filmaufnahmen analysiert und mit polizeiinternen Systemen abgeglichen.
So sollen etwa gesuchte Personen oder Verdächtige erfolgreicher gefunden werden.
Die geplante Maßnahme löst jedoch bereits vorab Kritik aus:
Es sei "extrem besorgniserregend", dass die Live-Gesichtserkennung bei den Krönungsfeiern genutzt werden solle, sagte die Aktivistin Emmanuelle Andrews von der Menschenrechtsorganisation Liberty dem Guardian.
Schaut der große Bruder zu?
Die Organisation Big Brother Watch, die sich für Datenschutz und Privatsphäre stark macht, beschreibt die Technik als "autoritäres Werkzeug der Massenüberwachung, das die Bürger zu Personalausweisen auf zwei Beinen" mache.
Die Krönung solle keine Ausrede sein, um die "diskriminierende und gefährliche Technologie" anzuwenden.
Der Überwachungsexperte Pete Fussey geht davon aus, dass es der weitreichendste Einsatz der Technik in der britischen Geschichte sein könnte.
Sorgen darüber gibt es auch bei Protestgruppen.
Kurz vor der Krönung hat die konservative Regierung der Polizei weitreichendere Befugnisse verschafft, um härter gegen Demonstranten vorgehen und diese länger inhaftieren zu können.
Titelfoto: Fotomontage: dpa/PA Wire/Niklas Hallen//dpa/PA Wire/Danny Lawson