Syrien: Hohe Skepsis gegenüber Rebellen in Damaskus

Damaskus (Syrien) - Eine Woche nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad setzen sich westliche und arabische Politiker für einen friedlichen Übergang zu einer neuen politischen Führung in dem Bürgerkriegsland ein.

Syrer schwenken Flaggen der Syrischen Opposition während einer feierlichen Demonstration in Aleppo nach dem ersten Freitagsgebet seit dem Sturz von Assad.
Syrer schwenken Flaggen der Syrischen Opposition während einer feierlichen Demonstration in Aleppo nach dem ersten Freitagsgebet seit dem Sturz von Assad.  © Khalil Hamra/AP/dpa

Zugleich lassen regionale Mächte wie Israel und die Türkei erkennen, dass sie das gegenwärtige Machtvakuum in Syrien für ihre eigenen Interessen zu nutzen gedenken.

Die neue Führung in Damaskus will sich indes nach eigenem Bekunden dem Wiederaufbau widmen.

Am Sonntag vor einer Woche hatte eine Rebellenallianz, angeführt von Islamisten, die Macht übernommen.

Tote nach israelischem Angriff auf Flughafen in Syrien
Syrien Tote nach israelischem Angriff auf Flughafen in Syrien

Alle wichtigen Informationen zum aktuellen Geschehen in Syrien gibt es hier im TAG24-Ticker.

15. Dezember, 7.33 Uhr: Israel und Jordanien führen Geheimgespräche zu Syrien

Vertreter aus Israel und Jordanien sind einem Medienbericht zufolge unterdessen zu geheimen Gesprächen über die Lage in Syrien zusammengekommen.

Bei den Gesprächen sei es unter anderem um Sicherheitsbelange der beiden Länder gegangen berichtete das Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf mehrere israelische Beamte. Beide Länder grenzen an Syrien, das in dieser Umbruchphase besonders fragil ist.

An den Gesprächen nahmen demnach auf der israelischen Seite der Direktor des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet und ranghohe Offiziere der Armee sowie auf jordanischer Seite der Direktor des Geheimdienstes und hochrangige jordanische Militärkommandeure teil.

15. Dezember, 7.31 Uhr: Syrische Rebellenallianz wird mit gemischten Gefühlen beäugt

Beobachter in der arabischen Welt betrachten die syrische Rebellenallianz mit gemischten Gefühlen.

"Wir hören von ihnen vernünftige und rationale Erklärungen über Einheit und darüber, nicht allen Syrern ein System überzustülpen", sagte Anwar Gargasch, der diplomatische Berater des Präsidenten der VAE, Scheich Mohammed bin Sajid Al Nahjan, auf einer Sicherheitskonferenz in Abu Dhabi.

"Aber andererseits sind die Natur dieser neuen Kräfte, ihre Verbindungen zur (islamistischen) Muslimbruderschaft und zu Al-Kaida sehr besorgniserregende Indikatoren", zitierte ihn die in London ansässige Internet-Zeitung "thelevantnews.com". Man müsse aber sowohl optimistisch als auch mit Vorsicht an das neue Syrien herangehen.

Das Plakat des gestürzten Machthabers Assad an einem Gefängnis wurde zerrissen - ein Zeichen, dass nun Rebellen die Macht in Syrien innehaben.
Das Plakat des gestürzten Machthabers Assad an einem Gefängnis wurde zerrissen - ein Zeichen, dass nun Rebellen die Macht in Syrien innehaben.  © Hussein Malla/AP/dpa

14. Dezember, 21.27 Uhr: Syriens Rebellenführer rügt Israels Militäreinsätze

Der Anführer der islamistischen Aufständischen in Syrien, Ahmed al-Scharaa, hat sich nach dem Sieg seiner Rebellenallianz erstmals kritisch über die israelischen Militäreinsätze in Syrien geäußert.

Israels Vorwände dafür seien hinfällig und ungerechtfertigt, sagte der Chef der stärksten Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Sham (HTS) im oppositionellen Sender Syria TV. Bis vor kurzem war er unter seinen Kampfnamen Mohammed al-Dschulani aufgetreten.

14. Dezember, 18.28 Uhr: Kontakt mit Islamisten in Syrien laut USA wegen Vermisstenfall

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad haben die USA nach Angaben von Außenminister Antony Blinken (62) direkten Kontakt zu der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham gehabt.

Dabei sei es vor allem um den vermissten US-Journalisten Austin Tice gegangen, sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in der jordanischen Hauptstadt Akaba. Es habe Anrufe gegeben. Weitere Details nannte er nicht.

Tice war 2012 in Syrien von Unbekannten verschleppt worden. 2022 teilte die US-Regierung mit, sie wisse mit Sicherheit, "dass er vom syrischen Regime festgehalten worden ist". Die syrische Regierung wies das damals zurück.

14. Dezember, 18.14 Uhr: Krisengipfel - So soll neues Chaos in Syrien verhindert werden

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad haben arabische und internationale Diplomaten bei einem Gipfel in Jordanien einen friedlichen Übergang in dem Bürgerkriegsland gefordert.

"Wir alle stehen Syrien in der Wiederaufbauphase nach Jahren des Tötens zur Seite", sagte der jordanische Außenminister Aiman al-Safadi. Er sprach von einem historischen Moment. "Wir werden mit allem, was wir können, die Einleitung eines inklusiven und umfassenden politischen Prozess unterstützen." Man wolle nicht, dass Syrien im Chaos versinkt.

US-Außenminister Antony Blinken (62) sagte vor Journalisten: "Wir waren uns einig, dass der Übergangsprozess unter syrischer Führung und in syrischer Verantwortung erfolgen muss und eine inklusive und repräsentative Regierung hervorbringen sollte." Es sei auch wichtig, dass humanitäre Hilfe die Bedürftigen erreiche. Syrien dürfe nicht als Stützpunkt für Terrorgruppen oder andere genutzt werden, die das syrische Volk, seine Nachbarn oder die Welt bedrohen.

US-Außenminister Antony Blinken (62).
US-Außenminister Antony Blinken (62).  © Andrew Caballero-Reynolds/AFP Pool via AP/dpa

14. Dezember, 7.10 Uhr: Syriens Rebellen planten Umsturz offenbar seit einem Jahr

Die syrischen Rebellen haben sich auf ihre Offensive zum Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad nach Angaben des Militär-Kommandanten der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) seit langem akribisch vorbereitet.

Vor einem Jahr habe man mit der konkreten Planung für den "Abschreckung der Aggression" genannten Einsatz begonnen, sagte Abu Hassan al-Hamwi, Chef des militärischen Flügels der HTS, dem britischen "Guardian". Die Vorbereitungen dafür liefen jedoch schon seit Jahren.

Man habe 2019 durch Angriffe der Assad-Truppen erhebliche Gebietsverluste erlitten, erklärte al-Hamwi. Alle Gruppierungen hätten damals erkannt, "dass das grundlegende Problem das Fehlen einer einheitlichen Führung und Kontrolle über den Kampf war", sagte der Kommandant.

Daraufhin habe die HTS andere oppositionelle Gruppen im Nordwesten des Landes unter ihre politische Kontrolle gebracht und dann ihre Kämpfer mit einer von der HTS entwickelten Militärdoktrin langsam zu einer disziplinierten Kampftruppe geformt, sagte er.

Die Kämpfer der islamistischen militanten Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) sollen bereits seit einem Jahr ihre Offensive vorbereitet haben. (Archivbild)
Die Kämpfer der islamistischen militanten Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) sollen bereits seit einem Jahr ihre Offensive vorbereitet haben. (Archivbild)  © Anas Alkharboutli/dpa

14. Dezember, 7 Uhr: Merz will mit Grenzkontrollen Einreise von Assad-Verbündeten verhindern

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat strengere Kontrollen an den europäischen Grenzen gefordert, um die Einreise von Unterstützern des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad zu verhindern.

"Wir Europäer müssen nun schnellstmöglich gemeinsam dafür sorgen, dass die Mittäter des Assad-Regimes aus der zweiten und dritten Reihe nicht unerkannt als Asylbewerber nach Europa und nach Deutschland kommen", sagte der Kanzlerkandidat der Union der "Rheinischen Post". Die EU müsse ihre Außengrenzen jetzt sehr strikt kontrollieren. An den deutschen Grenzen müsse zudem zurückgewiesen werden.

13. Dezember, 21.22 Uhr: Europa wird Wiederaufbau Syriens laut Scholz unterstützen

Nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien hat Bundeskanzler Olaf Scholz (66) Hilfe beim Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg geprägten Landes versprochen.

"Auch Europa wird beim Wiederaufbau helfen", sagte der SPD-Politiker in seinem "Kanzler kompakt"-Video, das auf der Plattform X veröffentlicht wurde.

Nach all dem Leid verdienten die Syrerinnen und Syrer ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Es sei Aufgabe der neuen Machthaber, das sicherzustellen. "Auf dieser Grundlage werden wir mit ihnen zusammenarbeiten."

13. Dezember, 19.26 Uhr: G7 hoffen auf friedlichen Übergang in Syrien

Die Gruppe sieben westlicher Industrienationen (G7) hat nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad die Hoffnung auf einen friedlichen und geordneten Übergang geäußert.

In einer Videokonferenz mahnten die Staats- und Regierungschefs für das bisherige Bürgerkriegsland einen "umfassenden politischen Prozess" an, wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni als amtierende G7-Vorsitzende mitteilte. Assad ist inzwischen nach Russland geflüchtet.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) ist derzeit G7-Vorsitzende.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) ist derzeit G7-Vorsitzende.  © Andrew Medichini/AP/dpa

13. Dezember, 16.44 Uhr: Zehntausende Syrer vermisst: Helfer vor "riesiger" Aufgabe

Nach dem Umsturz in Syrien rücken die Zehntausenden Menschen in den Vordergrund, die während der Jahre des Bürgerkriegs und der Herrschaft von Baschar al-Assad verschwunden sind.

Es könnte nicht nur Tage oder Monate, sondern Jahre dauern, um ihre Schicksale aufzuarbeiten und ihren Familien Antworten zu liefern, sagte Stephan Sakalian vom Roten Kreuz.

Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte zählte seit Ausbruch des Bürgerkriegs im März 2011 rund 157.000 Vermisste in Syrien. Der stellvertretende Geschäftsführer der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme, Faruk Habib, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl könnte bei über 200.000 liegen.

Titelfoto: Hussein Malla/AP/dpa

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