Syrien: Rebellen planten Umsturz offenbar seit einem Jahr

Damaskus (Syrien) - Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hofft die Welt auf einen friedlichen Übergang zu einer neuen politischen Führung.

Syrer schwenken Flaggen der Syrischen Opposition während einer feierlichen Demonstration in Aleppo nach dem ersten Freitagsgebet seit dem Sturz von Assad.  © Khalil Hamra/AP/dpa

Bei einem Krisengipfel in Jordanien beraten Außenminister arabischer Staaten am Samstag mit internationalen Vertretern über die Zukunft des von Diktatur und Bürgerkrieg geschundenen Landes.

Die Staats- und Regierungschefs der Gruppe sieben führender Industrienationen (G7) mahnten in einer Videoschalte einen "umfassenden politischen Prozess" an, sagte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni als amtierende G7-Vorsitzende.

Alle wichtigen Informationen zum aktuellen Geschehen in Syrien gibt es hier im TAG24-Ticker.

Anzeige

14. Dezember, 7.10 Uhr: Syriens Rebellen planten Umsturz offenbar seit einem Jahr

Die syrischen Rebellen haben sich auf ihre Offensive zum Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad nach Angaben des Militär-Kommandanten der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) seit langem akribisch vorbereitet.

Vor einem Jahr habe man mit der konkreten Planung für den "Abschreckung der Aggression" genannten Einsatz begonnen, sagte Abu Hassan al-Hamwi, Chef des militärischen Flügels der HTS, dem britischen "Guardian". Die Vorbereitungen dafür liefen jedoch schon seit Jahren.

Man habe 2019 durch Angriffe der Assad-Truppen erhebliche Gebietsverluste erlitten, erklärte al-Hamwi. Alle Gruppierungen hätten damals erkannt, "dass das grundlegende Problem das Fehlen einer einheitlichen Führung und Kontrolle über den Kampf war", sagte der Kommandant.

Daraufhin habe die HTS andere oppositionelle Gruppen im Nordwesten des Landes unter ihre politische Kontrolle gebracht und dann ihre Kämpfer mit einer von der HTS entwickelten Militärdoktrin langsam zu einer disziplinierten Kampftruppe geformt, sagte er.

Anzeige
Die Kämpfer der islamistischen militanten Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) sollen bereits seit einem Jahr ihre Offensive vorbereitet haben. (Archivbild)  © Anas Alkharboutli/dpa

14. Dezember, 7 Uhr: Merz will mit Grenzkontrollen Einreise von Assad-Verbündeten verhindern

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat strengere Kontrollen an den europäischen Grenzen gefordert, um die Einreise von Unterstützern des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad zu verhindern.

"Wir Europäer müssen nun schnellstmöglich gemeinsam dafür sorgen, dass die Mittäter des Assad-Regimes aus der zweiten und dritten Reihe nicht unerkannt als Asylbewerber nach Europa und nach Deutschland kommen", sagte der Kanzlerkandidat der Union der "Rheinischen Post". Die EU müsse ihre Außengrenzen jetzt sehr strikt kontrollieren. An den deutschen Grenzen müsse zudem zurückgewiesen werden.

13. Dezember, 21.22 Uhr: Europa wird Wiederaufbau Syriens laut Scholz unterstützen

Nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Syrien hat Bundeskanzler Olaf Scholz (66) Hilfe beim Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg geprägten Landes versprochen.

"Auch Europa wird beim Wiederaufbau helfen", sagte der SPD-Politiker in seinem "Kanzler kompakt"-Video, das auf der Plattform X veröffentlicht wurde.

Nach all dem Leid verdienten die Syrerinnen und Syrer ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Es sei Aufgabe der neuen Machthaber, das sicherzustellen. "Auf dieser Grundlage werden wir mit ihnen zusammenarbeiten."

13. Dezember, 19.26 Uhr: G7 hoffen auf friedlichen Übergang in Syrien

Die Gruppe sieben westlicher Industrienationen (G7) hat nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad die Hoffnung auf einen friedlichen und geordneten Übergang geäußert.

In einer Videokonferenz mahnten die Staats- und Regierungschefs für das bisherige Bürgerkriegsland einen "umfassenden politischen Prozess" an, wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni als amtierende G7-Vorsitzende mitteilte. Assad ist inzwischen nach Russland geflüchtet.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) ist derzeit G7-Vorsitzende.  © Andrew Medichini/AP/dpa

13. Dezember, 16.44 Uhr: Zehntausende Syrer vermisst: Helfer vor "riesiger" Aufgabe

Nach dem Umsturz in Syrien rücken die Zehntausenden Menschen in den Vordergrund, die während der Jahre des Bürgerkriegs und der Herrschaft von Baschar al-Assad verschwunden sind.

Es könnte nicht nur Tage oder Monate, sondern Jahre dauern, um ihre Schicksale aufzuarbeiten und ihren Familien Antworten zu liefern, sagte Stephan Sakalian vom Roten Kreuz.

Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte zählte seit Ausbruch des Bürgerkriegs im März 2011 rund 157.000 Vermisste in Syrien. Der stellvertretende Geschäftsführer der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme, Faruk Habib, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl könnte bei über 200.000 liegen.

13. Dezember, 15.25 Uhr: Dänemark zahlt riesige Prämie an freiwillige Syrien-Rückkehrer

Dänemark scheint seine Syrien-Flüchtlinge möglichst schnell loswerden zu wollen, nimmt dafür hohe Kosten auf sich.

Erwachsene Rückkehrer erhalten im Durchschnitt 200.000 dänische Kronen (fast 27.000 Euro). Pro Kind sollen noch 50.000 Kronen (etwa 6700 Euro) dazukommen, berichtet Bild.

Die Ausreiseentschädigung wird im Rahmen eines Rückführungsgesetzes gezahlt.

In der Türkei sind bereits Hunderte Syrer freiwillig gegangen.  © Ahmed Deeb/dpa

13. Dezember, 14.20 Uhr: EU-Kommission startet Luftbrücke für Menschen in Syrien

Lebensmittel und Medikamente: Nachdem Sturz des Assad-Regimes fehlt es vielen Syrern an den nötigsten Dingen. Die EU-Kommission verspricht mehr Hilfe.

Die Europäische Kommission startet eine neue humanitäre Luftbrücke mit medizinischer Notversorgung und anderen lebenswichtigen Gütern für die Menschen in Syrien.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach von neuer Hoffnung für das syrische Volk durch den Sturz des Assad-Regimes und betonte, wie wichtig es angesichts der weiterhin instabilen Lage vor Ort ist, den Menschen in Syrien zu helfen.

13. Dezember, 13.50 Uhr: Ex-Direktor von Folter-Gefängnis angeklagt

Der frühere Leiter eines berüchtigten Gefängnisses der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde in den USA wegen Foltervorwürfen angeklagt.

Dem 72-Jährigen werde zur Last gelegt, seinen Untergebenen befohlen zu haben, politischen und anderen Gefangenen schwere körperliche und seelische Leiden zuzufügen, teilte das US-Justizministerium mit.

13. Dezember, 13.40 Uhr: Neue Luftangriffe auf Waffenlager von Israel

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zudem massiv militärische Einrichtungen auch im Landesinneren.

In der Nacht zu Freitag habe es erneut Luftangriffe gegeben. Dabei seien unter anderem Waffenlager und Forschungszentren in der ländlichen Umgebung von Homs und Hama getroffen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

13. Dezember, 13.30 Uhr: Bislang wenige Rückkehrer nach Syrien

Statt sofort nach Syrien heimzukehren, warten viele Geflüchtete noch die Entwicklungen in ihrer Heimat ab. Sie hoffen auf einen friedlichen Übergangsprozess und internationale Hilfe für ihr Land.

Laut dem UNHCR hat der Umsturz in Syrien bisher keine große Rückkehr von Geflüchteten ausgelöst. Seit dem Wochenende wurden 3000 Heimkehrer an der Grenze zur Türkei gezählt, und 2000 Menschen kehrten aus dem Libanon zurück.

Rückkehrer wünschen sich nicht nur einen friedlichen Machtübergang und Versöhnung nach Jahren des Bürgerkriegs, sondern auch internationale Hilfe, um in ihrer Heimat wieder wirtschaftlich Fuß fassen zu können.

Eine syrische Familie kommt am Grenzübergang Cilvegozu in der Nähe von Hatay in der Südtürkei an, um von der Türkei nach Syrien zu gelangen.  © Ahmed Deeb/dpa

13. Dezember, 10.30 Uhr: Erdogan kündigte Maßnahmen gegen kurdische Milizen in Syrien an

Von der Türkei unterstützte Milizen dringen in Syrien in kurdisch kontrollierte Gebiete vor. Erdogan nennt die dort herrschenden Kräfte eine "Terrororganisation" - und kündigt weiteres Vorgehen an.

"Die Türkei wird vorbeugende Maßnahmen gegen alle Terrororganisationen ergreifen, die in Syrien operieren und eine Bedrohung für die Türkei darstellen", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Dabei gehe es vor allem um die syrische Kurdenmiliz YPG und die Terrormiliz IS.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70).  © Khalil Hamra/AP/dpa

13. Dezember, 10.15 Uhr: Versorgungslücke ohne syrische Fachkräfte

Im deutschen Gesundheitswesen arbeiten Tausende syrische Fachkräfte. Ärzte- und Pflegevertreter warnen vor Schwierigkeiten bei der Patientenversorgung, sollten diese Menschen nach Syrien zurückkehren.

Ärzte- und Pflegevertreter warnen vor einer Versorgungslücke im Gesundheitswesen, sollten viele syrische Fachkräfte nach dem Umbruch in ihrem Herkunftsland Deutschland verlassen. "In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng", sagte der Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte, Michael Weber.

Mehr zum Thema Syrien: