Sorgte Wettermanipulation für das Unwetter-Chaos in Dubai?
Dubai (Vereinigte Arabische Emirate)- Es war das schlimmste Unwetter seit 1949: Die Wüstenstadt Dubai steht nach heftigen Regenfällen unter Wasser. Als wäre dies nicht schon genug, sind nun brisante Vorwürfe gegen die Regierung aufgetaucht: Wurde das Wetter manipuliert und so die biblischen Ergüsse verursacht?
Wer an Dubai denkt, dem fallen Sonnenschein, Hitze und staubtrockene Wüsten-Landschaft ein. Doch in den vergangenen Tagen verwandelte sich die Stadt: Gewaltige Regenmassen ließen Straßen zu Flüssen werden, schlossen viele Menschen in Autos ein und legten den zweitgrößten Flughafen der Welt kurzzeitig lahm.
In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) fiel binnen 24 Stunden so viel Regen wie sonst in zwei Jahren. Wie das Nationale Zentrum für Meteorologie (NCM) am Mittwoch mitteilte, erlebten die Emirate damit die schwersten Regenfälle seit 75 Jahren. Die Staatsagentur WAM sprach von einem "historischen Wetterereignis".
Allein am Dienstag prasselten in Dubai rund 140 Liter Regen pro Quadratmeter herab, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Andere Quellen schätzen die Wassermassen sogar auf bis zu 254 Liter pro Quadratmeter. Begleitet wurde der Regen von Hagel und enormen Windstößen.
Aber wie kann eines der trockensten Gebiete der Erde in Wassermassen versinken? Experten haben eine Vermutung, die die Regierung der Emirate in kein sonderlich gutes Licht stellt. Sie glauben, dass das Wetter manipuliert wurde!
War "Cloud Seeding" schuld am Unwetter in Dubai?
Die Technik, die die Regierung angewendet haben soll, nennt sich Cloud Seeding (Deutsch: Wolken-Impfung) und wird bereits seit den 1940er-Jahren erforscht. Dabei wird die natürliche Bildung von Regen imitiert, indem Flugzeuge, Drohnen oder Raketen Silberiodid in Wolken versprühen.
Das nicht lösliche Salz lockt dort feinste Wasserpartikel in der Luft an und wird so immer schwerer, bis es genug Wasser für einen Regentropfen gesammelt hat. Anschließend ist das Salzkorn so schwer, dass es in Form von Regen auf die Erde fällt.
Da Wüstenstaaten wie die VAE unter Hitzeperioden und chronischem Wassermangel leiden, nahmen sie die neue Technologie dankend an. Seit Anfang der 2000er-Jahre versuchen die Emirate künstlichen Regen zu erzeugen - und investieren dafür viel Geld.
Und tatsächlich: Das Nationale Zentrum für Meteorologie räumte am Mittwoch ein, am Sonntag und Montag ebensolche Flüge durchgeführt zu haben. NCM-Meteorologe Ahmed Habib sagte dem Nachrichtenportal Bloomberg, Flugzeuge hätten innerhalb von zwei Tagen sieben Missionen durchgeführt, bevor die heftigen Regenfälle Teile des Wüstenstaates überschwemmten.
Doch was ist dran an der vermeintlichen Kontrolle über das Wetter?
"Unsinn, Fake, Verschwörung": Experten widersprechen Cloud-Seeding-Theorie
Während vor allem im Internet viele von der Cloud-Seeding-Theorie überzeugt sind, kritisieren Meteorologen und andere Experten die praktische Wirkung der Technik. So erklärte zum Beispiel Meteorologe Frank Böttcher gegenüber ntv, dass man eigentlich zwei identische Wolken brauche, um den Effekt unwiderlegbar nachzuweisen.
"Einmal fliegt man rein und guckt, was passiert. Das zweite Mal fliegt man eben dran vorbei und macht gar nichts", sagte Böttcher. Da dies jedoch physikalisch unmöglich sei, bleibe der Beweis aus.
Auch der österreichische Meteorologe Marcus Wadsak (53) widerspricht der Impf-Theorie und beschreibt sie als "Unsinn, Fake und Verschwörung". Auf X schrieb er: "Nein, so eine Regenmenge kann niemals durch Cloud Seeding entstehen."
Ein Journalist bei dem Portal Wired, der seit Monaten an der Wettermanipulation recherchiert, schreibt ebenfalls, die Flut in Dubai habe nichts mit der Wolkenimpfung zu tun.
Ob die historischen Regen-Fälle also von geimpften Wolken oder der guten alten Mutter Natur verursacht wurden, kann man abschließend nicht eindeutig sagen. Vielerorts wird stattdessen der Klimawandel für das Wetter-Chaos verantwortlich gemacht.
Titelfoto: Montage: Karim Sahib/AFP, Giuseppe Cacae/AFP