Sie lagern in Massengräbern und Leichenhallen: Rätsel um Zehntausende unbekannte Tote
Frankfurt am Main/Mexiko-Stadt - In der Krise um Zehntausende unbekannte Leichen in Mexiko will die Frankfurter Goethe-Universität bei der Identifizierung der Toten helfen.
Gemeinsam mit dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in Mexiko unterstütze man die dortige Regierung. Es handle sich um eine humanitäre Verpflichtung, sagte der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff (51).
Eine entsprechende Kooperation zwischen der Hochschule und der UNFPA wurde am Dienstag unterzeichnet.
Vor allem die Angehörigen von Verschwundenen hätten es verdient, endlich Gewissheit zu erlangen, erklärte Schleiff weiter. Der Leiter des UNFPA-Projektes, Maximilian Murck, betonte, dass die Identifizierung von Personen keine leichte, aber auch keine unlösbare Aufgabe sei.
Derzeit führe man zum Beispiel unter der Leitung der Nationalen Suchkommission den Abgleich von Fingerabdrücken in mehreren Bundesstaaten ein. In Leichenhallen und Massengräbern in Mexiko liegen inzwischen Zehntausende unbekannte Tote.
In dem nordamerikanischen Land, das seit Beginn des sogenannten Drogenkriegs im Jahr 2006 sehr hohe Mordraten verzeichnet, gelten zudem zahlreiche Menschen als vermisst. Konkret war in der Mitteilung der Uni von mehr als 110.000 offiziell Vermissten die Rede, zugleich gibt es demnach über 55.000 nicht identifizierte Leichen.
"Die aktuelle Situation in Mexiko bewertet die Nationale Kommission für Menschenrechte als eine forensische Krise", hieß es. Und: "Die daraus resultierende Belastung für die Zivilgesellschaft ist enorm."
Mordraten in Mexiko seit dem Drogenkrieg im Jahr 2006 rasant gestiegen
Auch wenn in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt wurden - etwa durch regionale Identifizierungszentren - seien die Herausforderungen nach wie vor groß. Ziel des aktuellen Projekts sei eine schnellere Identifizierung, beispielsweise durch DNA-Analysen von Familienangehörigen und Verstorbenen oder mithilfe von Tätowierungen.
Zudem gehe es um einen akademischen Austausch mit mexikanischen Gerichtsmedizinern und Forensikern.
Titelfoto: Jair Cabrera Torres/dpa