Mann reist zu Fuß zur WM nach Katar, kurz vor dem Iran verliert sich seine Spur
Madrid (Spanien) - Vor einem Dreivierteljahr hat der Spanier Santiago Sánchez Cogedor (40) die Reise seines Lebens angetreten: Er wollte zu Fuß aus seiner Heimat nach Katar zur Fußball-WM laufen, geplante Ankunft Anfang November. Doch seit fast drei Wochen gibt es plötzlich kein Lebenszeichen mehr von ihm.
Als Freunde und Familie das letzte Mal etwas von Santiago hörten, befand er sich kurz vor der Grenze zum Iran, seitdem verliert sich seine Spur. Was kann mit dem abenteuerlustigen und sportbegeisterten Mann auf einmal geschehen sein?
Seine mittlerweile über 37.000 Follower konnten den 40-Jährigen stets und ständig via Instagram auf seiner Reise begleiten. Nicht nur, dass er dort zuletzt am 1. Oktober etwas gepostet hat, auch sein bester Freund Miguel Bergado hat in dieser Zeit das letzte Mal Kontakt zu ihm gehabt, wie er der spanischen Tageszeitung El Mundo berichtete.
Besonders heikel: Zu diesem Zeitpunkt befand sich der ehemalige Soldat in der irakischen Region Kurdistan, kurz vor der Grenze zum Iran. Das Land, in dem Tausende Menschen seit dem gewaltsamen Tod der jungen Mahsa Amini (†22) gegen das Regime und Gewalt gegen Frauen protestieren.
Laut iranischen Menschenrechtsorganisationen sollen seitdem weit mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen sein.
Schon als Santiago einem weiteren Freund am 2. Oktober per WhatsApp schrieb, dass es heiß, aber alles in Ordnung sei, habe Miguel befürchtet, sein Freund könne dies auf die Situation im Iran bezogen haben.
Da seitdem niemand etwas von ihm gehört hat, wächst die Sorge immer weiter: "Mein Gefühl ist, dass sie ihn aufgrund der politischen Probleme im Iran blockiert oder festgehalten haben, weil er von außen kommt, bis sich die Situation beruhigt."
Santiagos letzter Post auf Instagram
Freunde bitten Botschaft und Lieblingsklub Real Madrid um Hilfe
Bereits in der Vergangenheit hatten die Freunde gemeinsam den Iran besucht, waren auch in der wohl eher ruhigen Gegend, in die Santiago wieder wollte. Von dort wollte er mit einem Schiff den Persischen Golf überqueren und Katar Anfang November nach zehnmonatiger Reise erreichen.
Nicht nur mit langen Reisen dieser Art soll der Real-Madrid-Fan bereits Erfahrung haben – im Jahr 2019 fuhr er mit dem Fahrrad nach Saudi-Arabien zum spanischen Superpokal. Auch mit der Kommunikation mit Fremden scheint er keine Probleme zu haben: "Er findet immer einen Weg, um zu kommunizieren."
Miguel und Santiagos Familie haben in der Hoffnung auf Unterstützung nun schon das Außenministerium, die spanische Botschaft und sogar Real Madrid selbst kontaktiert.
Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass dem ehemaligen Boxer nichts zugestoßen ist und dass die Behörden etwas über seinen Aufenthaltsort herausfinden und er wohlbehalten zurück nach Hause kommt, um vielleicht schon seine nächste Reise planen zu können.
Titelfoto: Screenshot/Instagram/santiago_sanchez_cogedor