Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny: Jetzt spricht seine Frau! "Wenn es wahr ist ..."
München/Moskau - Putin-Gegner Alexej Nawalny (†47) ist plötzlich in seinem westsibirischen Straflager gestorben. Während die Spitze der europäischen Politik dem russischen Autokraten die Schuld am Tod des Kreml-Kritikers gibt, wollen es einige Angehörige des Verstorbenen noch nicht ganz wahrhaben. So auch Nawalnys Frau.
"Ich weiß nicht, ob0 wir den schrecklichen Nachrichten glauben sollen, die wir ausschließlich aus staatlichen russischen Quellen erhalten", sagte Julia Nawalnaja (47) am Nachmittag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. "Wir können Putin und Putins Regierung nicht glauben", betonte sie. "Sie lügen immer."
Von der russischen Nachrichtenagentur Tass und der Gefängnisverwaltung des nordrussischen Gebietes Jamal hieß es am Mittag, Nawalny sei bei einem Spaziergang in seiner Strafkolonie zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche hätten keinen Erfolg gehabt.
Doch sein Team, seine Frau und seine Mutter glauben den Berichten noch nicht. "Ich möchte keine Beileidsbekundungen hören", wurde seine Mutter von der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" zitiert.
Auch die Todesumstände wurden in den vergangenen Stunden bereits lautstark infrage gestellt. Viele Politiker werfen Wladimir Putin (71) Mord an Nawalny vor.
"Wenn es wahr ist, dass er tot ist, dann will ich, dass Putin und jeder aus seinem Stab dafür bestraft wird", sagte Julia Nawalnaja sichtlich angespannt. "Der Tag wird bald kommen, ich richte meine Worte an alle Menschen auf der Welt: Wir müssen zusammenkommen und gegen diese Leute kämpfen. Wir müssen gegen dieses Regime kämpfen."
Alexej Nawalny vor kurzem noch "lebendig, gesund und lebenslustig"
Eindringlich forderte sie, dass Putin zur Rechenschaft gezogen werden müsse: "Putin persönlich muss verantwortlich gemacht werden für all die Verbrechen, die er in unseren Ländern begangen hat."
Nawalnys Mutter berichtete indes, ihren Sohn noch vor wenigen Tagen gesehen zu haben. "Er war lebendig, gesund und lebenslustig." An einen plötzlichen, natürlichen Tod scheint auch sie nicht zu glauben.
Nawalnys Anwalt Leonid Solowjow hatte sich am frühen Nachmittag auf den Weg nach Charp gemacht, um dort die Aussagen der Gefängnisverwaltung persönlich zu überprüfen.
Titelfoto: Montage: dpa/Alexander Zemlianichenko, dpa | Sven Hoppe