Russische Kinder werden in Schulen auf Kriegsdienst vorbereitet
Moskau (Russland) - Russland bereitet seine Kinder auf den Kriegsdienst vor. Das beginne schon im Kindergarten. Es scheint, als sei die Zeit der Spielplätze vorbei.
Denn die werden in ganz Russland gerade zu Paradeplätzen umfunktioniert, damit bereits Millionen Kleinkinder in Uniform Marschschritte üben. Wer schon etwas älter ist, dem werde beigebracht, wie Gräben ausgehoben werden, Granaten geworfen und mit echter Munition geschossen wird, berichtet CNN.
Die Verherrlichung des Dienstes bei den Streitkräften des Landes läuft auf Hochtouren und dazu wird auch der nationale Lehrplan radikal überarbeitet, der vor allem die Verteidigung des Vaterlandes hervorheben soll.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat die Regierung in Moskau die Militarisierung seiner öffentlichen Schulen intensiviert.
Bildungsminister Sergej Krawzow, 1974 in Moskau geboren, sagte, dass es mittlerweile etwa 10.000 sogenannte "militärisch-patriotische Vereine" in russischen Schulen sowie Hochschulen gebe und 250.000 Menschen mit ihrer Arbeit daran beteiligt seien.
Das umfasse etwa Pflichtkurse zu militärisch-patriotischen Werten, "Militärsportspiele" sowie Treffen mit Militärangehörigen. Außerdem betonen aktualisierte Geschichtsbücher die militärischen Erfolge Russlands.
Militärische Grundausbildung für Siebenjährige
Das Programm soll ab 2024 eingeführt werden, um den Schülern "ein Verständnis und Akzeptanz für die Ästhetik von Militäruniformen, militärischen Ritualen und Kampftraditionen" zu vermitteln, wie aus einem Dokument des Bildungsministeriums hervorgehe.
Kremlchef Wladimir Putin (70) persönlich hat die Kampagne geleitet, um in den russischen Schulen Patriotismus zu vermitteln. Das solle den Kindern ein Bewusstsein für den Kampf um das Überleben der Nation in die Köpfe pumpen - so, wie es täglich im ganzen Land über Radio und Fernsehen geschieht.
Laut CNN erhalten demnach russische Kinder im Alter von sieben oder acht Jahren eine militärische Grundausbildung. Dazu nehmen sie an Übungen teil, bei denen es um den Umgang mit automatischen Waffen, den Zusammenbau eines Maschinengewehres und das Bewältigen eines Hindernisparcours geht.
Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow (54), schlug vor, solche Übungen mit Schul- und Vorschulkindern regelmäßig durchzuführen.
Schulkinder müssen Hosen und Mützen für Soldaten nähen
Gefeiert wird auch die Symbolik des vom Kreml als "Spezialoperation" bezeichneten Krieges gegen die Ukraine. So trugen Kindergartenkinder in der Stadt Astrachan Uniformen mit dem Buchstaben Z, der auch auf ihren Spielzeugautos abgebildet war.
Von Russlands Kindern werde aber auch erwartet, dass sie auf praktische Weise zu den Kriegsanstrengungen beitragen. So müssen etwa in Wladiwostok Schulkinder Hosen und Mützen für Soldaten nähen. Und Schüler einer technischen Schule in Woronesch wurden mit der Herstellung mobiler Öfen und Grabenkerzen für das russische Militär beauftragt.
Ähnliche Szenen spielen sich quer durch das gesamte Land ab. So wird die nächste Generation auf den Militärdienst vorbereitet.
Einige Lehrer, die von den Schulplan-Änderungen nicht gerade begeistert waren, seien aus dem Dienst entlassen worden oder traten freiwillig zurück. Was die Eltern über den neuen Lehrplan denken, sei schwer einzuschätzen. Manche hätten sich dagegen ausgesprochen, doch die Mehrheit scheint die Kampagne zu unterstützen, jedenfalls wenn man öffentlichen Meinungsumfragen Glauben schenken darf.
Kommentare in den sozialen Medien lassen darauf schließen, dass viele Russen das Gefühl haben, ihr Land sei von feindlichen Mächten umzingelt und deshalb müsse es verteidigt werden. Diese Botschaft, die von Putin und den Staatsmedien immer wieder deutlich gemacht wurde, wird nun auch in die russischen Schulen getragen.
Titelfoto: KIRILL KUDRYAVTSEV / AFP